WorkCamp 2008 (6)

Hanna Langenberg

Und täglich grüßt der Pokomo!

Ein Bericht von Hanna Langenberg

Ein ganz normaler Tag in Hola.

Schon nach kurzer Zeit in Hola wird uns allen bewusst, dass sich der kenianische Tagesablauf in vielen Dingen von unserem deutschen unterscheidet. Denn unser Alltag in Hola wird vor allem von einem bestimmt – dem Essen!

Spätestens bis 7 Uhr – oder 1 Uhr Pokomozeit, denn in Hola wird die Zeit nach der Sonne gemessen, wachen wir auf. Entweder durch die Hitze, die bereits im Zimmer herrscht, oder das laute Treiben im Haus. Die Kinder unserer Gastfamilie verlassen das Haus früh, denn ab halb acht versammeln sich die Schüler auf ihren Schulhöfen zum täglichen Morgenappell.

Während Jana und ich uns, mehr oder weniger erfolglos, versuchen „frisch“ zu machen, in dem wir uns das kühle Wasser aus den Sammelfässern mit einem kleinen Becher über den Körper schütten – afrikanische Dusche eben – wird uns ein Frühstück zubereitet.

Meist gibt es Tee mit Mandazis oder ein selbst gemachtes, süßes Brot. Dazu hat uns die Familie extra Marmelade aus Nairobi besorgt. Das ist eine ganz besondere Geste, denn Marmelade ist ein teures Lebensmittel, dass normal nicht auf dem Tisch steht. Die Kinder der Familie dürfen nach uns allerdings auch von der Marmelade essen...

Gestärkt vom Frühstück treten wir unseren Weg zur Schule an. Je nachdem wie heiß es ist, brauchen wir dafür allerdings bloß 5-10 Minuten.

Bei diesem Workcamp konzentrieren wir uns vor allem auf das Streichen der Toilettenhäuser und auf die neuen Klassenräume.

Dabei sind wir sechs, Jana, Nora, Amelie, Natalia, Hanna und Marius, allerdings nur selten alleine. Vor allem eine Menge Kinder, aber auch einige Erwachsene stehen neugierig um uns herum.

Fassadenanstrich

Das ist zu Beginn noch süß, doch auf Dauer fehlt uns immer öfter die Ruhe, um konzentriert arbeiten zu können. Einfach jeder möchte einmal mit den „wazungus“ sprechen, dazu kommt, dass quer über das Schulgelände ein Weg führt, der viel genutzt wird und wir werden immer fleißig gegrüßt: „Mzungu, how are you?!“

Bereits gegen 10 Uhr, man sollte es kaum glauben, bekommen wir schon wieder leichten Hunger. Deshalb gehen zwei der Truppe auf den Markt und holen Samosas und kleine Puderzuckerbällchen, dazu kalte Getränke. Eine wohltuende geschmackliche Abwechslung zu dem abgepackten Wasser, dass wir literweise trinken. Auch wenn sicherlich die ein oder andere Magenverstimmung von eben diesen Speisen, deren Herkunft oft fraglich ist, herrührt.

Die meiste Arbeit ist allerdings das Organisieren unserer Handwerksarbeit. Mindestens einmal am Tag müssen wir zum Baustoffhändler laufen, um Farbe, Lacke, Pinsel, Rollen etc. zu bestellen, beziehungsweise, um Druck zu machen, dass das Material auch wirklich schnell besorgt wird, damit wir mit unseren Arbeiten fortfahren können und auch vor unserer Abreise mit allem fertig werden. Denn qualitativ lässt das Material oft zu wünschen übrig, so dass wir einen relativ hohen Verschleiß, vor allem an Rollen, haben.

Auch wenn ein gutes Verhältnis zu den Händlern entstanden ist, versuchen sie doch oft die Preise etwas in die Höhe zu schrauben.

Deshalb sind wir auch permanent damit beschäftigt die Preise der verschiedenen Händler miteinander zu vergleichen, um nicht den „Mzungu-Preis“ zu zahlen.

Jana beim Baustoffhändler

Bevor die Schulferien enden, nutzen wir noch die Zeit, um auch mit den Schülern in ihren Klassen zu arbeiten. Ausgerüstet mit Buntstiften und genügend weißem Papier wandern wir innerhalb einer Woche von Klasse zu Klasse und lassen die Kinder Bilder von der Natur und Tierwelt Kenias oder ihrer Familie und ihrem Zuhause malen. Dies ist für die Kinder allerdings keine leichte Aufgabe, denn leider fehlt in ihrem Alltag die Förderung der eigenen Kreativität.

Dennoch macht es ihnen sichtlich Spaß einmal etwas anderen Unterricht zu erleben.
Gegen 12 Uhr beginnt dann unsere Mittagspause. Wir gehen wieder alle in unsere Gastfamilien zurück. Jetzt schon völlig erledigt von der Arbeit und vor allem der Hitze fallen wir erstmal aufs Bett, um einen kleinen Mittagsschlaf zu machen. Frisch erholt können wir uns dann unserer Hauptbeschäftigung in Hola zuwenden: dem Essen. Typisch fürs Mittagsessen sind Ugali (völlig geschmackloser Maisbrei), Reis, Skumawiki (spinatähnliches Gemüse), Linsen oder Weißkohl. Aber davon gibt es jedes Mal so große Mengen, dass man hinterher das Gefühl hat genug für die gesamte Woche gegessen zu haben.

Mit also erneut gefülltem Magen treten wir dann wieder den Weg zur Schule an, um unsere Arbeit weiterzuführen, wenn wir nicht eine der unzähligen Essenseinladungen wahrnehmen. Denn so ziemlich jeder möchte uns einmal sein Haus und seine Familie zeigen. Aber aus Zeitgründen müssen wir die meisten Einladungen leider dankend ausschlagen.

Gegen 17 Uhr machen wir Feierabend. Dabei steht nicht unbedingt der Freizeitgedanke im Vordergrund, sondern eher die Tatsache, dass es ja bald schon wieder dunkel wird und bis dahin wollen alle noch einmal unter die Pokomodusche. Befreit von Dreck und Schweiß – zumindest vorübergehend – bleibt nun Zeit für persönliche Dinge. Wie zum Beispiel, das Waschen unserer Wäsche auf die traditionelle Weise: per Hand. Verwöhnt von Waschmaschinen lernt man bei dieser Arbeit schnell zu schätzen was eine afrikanische Hausfrau zu leisten hat.

Während die Sonne langsam untergeht, ist es richtig angenehm noch einmal raus zu gehen, im leichten Wind abzukühlen und die Hauptstraße entlang zu schlendern.

Bei Anbruch der Dunkelheit bewegen wir uns draußen allerdings nur noch zu zweit, denn in der vorherrschenden Dunkelheit weiß man nie was passieren kann. Obwohl man sich in Hola eigentlich immer sicher fühlt.

Holamainroad

Außer von unzähligen „Mzungu, how are you?!“'s verfolgt – denn mit unserer hellen Haut sind wir selbst in absoluter Dunkelheit für die Afrikaner zu sehen, können wir uns überall frei bewegen.

In der „City“ können wir dann auf Freunde treffen und auch noch schnell einige Dinge erledigen. Zum Beispiel Klopapier besorgen, dass man nur in einzelnen Rollen bekommt – übrigens auch eher ein Luxusgut in Hola – oder 5 Liter Kanister sauberes Trinkwasser. Auch hier lohnt sich immer wieder der Preisvergleich und das Handeln. Auch wenn es für uns nur um läppische Centbeträge geht, wollen wir nicht das Bild der ewig reichen Weißen unterstützen. Denn schließlich wollen wir durch diesen kulturellen Austausch auch ein wenig Aufklärungsarbeit leisten.

Und auch unsere Gastfamilien freuen sich, dass wir nicht neben, sondern mit ihnen leben und anfallende Arbeiten genauso erledigen, anstatt uns auf der Gastfreundlichkeit auszuruhen. Aus Respekt zu der Familie halten wir uns auch nicht lange draußen im Dunkeln auf. Was nicht schwer fällt, denn neben ein paar wenigen Shops, sind nur noch die Kneipen geöffnet und sich dort aufzuhalten ist nicht sittlich.
Mittlerweile knurrt auch schon wieder der Magen und Zuhause wartet ein leckeres Abendessen auf uns. Abends liegt vor allem Reis, Reis und Reis auf dem Teller. Aber dazu natürlich wieder Gemüse und etwas Fleisch, dass wir allerdings auf Grund seiner Konsistenz nur sehr ungern essen. Aber in den Kindern der Familie finden wir freudige Abnehmer, denn auch Fleisch gibt es nur in kleinen Mengen auf Grund seines Preises.

Jetzt genießen wir noch die letzten Momente des Tages. Mit der Familie sprechen, Fernsehen gucken (unsere Gastfamilie gehört zu den Wenigen, die sich einen solchen leisten können) oder einfach in Ruhe im Zimmer etwas entspannen und sich auf den nächsten Tag vorbereiten. Denn dann geht dies alles auch schon wieder von vorne los...

Herrliche Ruhe beim Picknick am Tana Fluss.

Kwaheri

Hanna Langenberg


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