Spätestens
bis 7 Uhr – oder 1 Uhr Pokomozeit, denn in Hola wird die Zeit
nach der Sonne gemessen, wachen wir auf. Entweder durch die Hitze,
die bereits im Zimmer herrscht, oder das laute Treiben im Haus.
Die Kinder unserer Gastfamilie verlassen das Haus früh, denn
ab halb acht versammeln sich die Schüler auf ihren Schulhöfen
zum täglichen Morgenappell.
Während
Jana und ich uns, mehr oder weniger erfolglos, versuchen „frisch“
zu machen, in dem wir uns das kühle Wasser aus den Sammelfässern
mit einem kleinen Becher über den Körper schütten
– afrikanische Dusche eben – wird uns ein Frühstück
zubereitet.
Meist
gibt es Tee mit Mandazis oder ein selbst gemachtes, süßes
Brot. Dazu hat uns die Familie extra Marmelade aus Nairobi besorgt.
Das ist eine ganz besondere Geste, denn Marmelade ist ein teures
Lebensmittel, dass normal nicht auf dem Tisch steht. Die Kinder
der Familie dürfen nach uns allerdings auch von der Marmelade
essen...
Gestärkt
vom Frühstück treten wir unseren Weg zur Schule an. Je
nachdem wie heiß es ist, brauchen wir dafür allerdings
bloß 5-10 Minuten.
Bei
diesem Workcamp konzentrieren wir uns vor allem auf das Streichen
der Toilettenhäuser und auf die neuen Klassenräume.
Dabei
sind wir sechs, Jana, Nora, Amelie, Natalia, Hanna und Marius,
allerdings nur selten alleine. Vor allem eine Menge Kinder,
aber auch einige Erwachsene stehen neugierig um uns herum. |
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Das ist zu Beginn noch süß, doch auf Dauer fehlt uns
immer öfter die Ruhe, um konzentriert arbeiten zu können.
Einfach jeder möchte einmal mit den „wazungus“
sprechen, dazu kommt, dass quer über das Schulgelände
ein Weg führt, der viel genutzt wird und wir werden immer fleißig
gegrüßt: „Mzungu, how are you?!“
Bereits
gegen 10 Uhr, man sollte es kaum glauben, bekommen wir schon wieder
leichten Hunger. Deshalb gehen zwei der Truppe auf den Markt und
holen Samosas und kleine Puderzuckerbällchen, dazu kalte Getränke.
Eine wohltuende geschmackliche Abwechslung zu dem abgepackten Wasser,
dass wir literweise trinken. Auch wenn sicherlich die ein oder andere
Magenverstimmung von eben diesen Speisen, deren Herkunft oft fraglich
ist, herrührt.
Die meiste Arbeit ist allerdings das Organisieren unserer Handwerksarbeit.
Mindestens einmal am Tag müssen wir zum Baustoffhändler
laufen, um Farbe, Lacke, Pinsel, Rollen etc. zu bestellen, beziehungsweise,
um Druck zu machen, dass das Material auch wirklich schnell besorgt
wird, damit wir mit unseren Arbeiten fortfahren können und
auch vor unserer Abreise mit allem fertig werden. Denn qualitativ
lässt das Material oft zu wünschen übrig, so dass
wir einen relativ hohen Verschleiß, vor allem an Rollen, haben.
Auch
wenn ein gutes Verhältnis zu den Händlern entstanden
ist, versuchen sie doch oft die Preise etwas in die Höhe
zu schrauben.
Deshalb
sind wir auch permanent damit beschäftigt die Preise
der verschiedenen Händler miteinander zu vergleichen,
um nicht den „Mzungu-Preis“ zu zahlen. |
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Bevor die Schulferien enden, nutzen wir noch die Zeit, um auch mit
den Schülern in ihren Klassen zu arbeiten. Ausgerüstet
mit Buntstiften und genügend weißem Papier wandern wir
innerhalb einer Woche von Klasse zu Klasse und lassen die Kinder
Bilder von der Natur und Tierwelt Kenias oder ihrer Familie und
ihrem Zuhause malen. Dies ist für die Kinder allerdings keine
leichte Aufgabe, denn leider fehlt in ihrem Alltag die Förderung
der eigenen Kreativität.
Dennoch
macht es ihnen sichtlich Spaß einmal etwas anderen Unterricht
zu erleben.
Gegen 12 Uhr beginnt dann unsere Mittagspause. Wir gehen wieder
alle in unsere Gastfamilien zurück. Jetzt schon völlig
erledigt von der Arbeit und vor allem der Hitze fallen wir erstmal
aufs Bett, um einen kleinen Mittagsschlaf zu machen. Frisch erholt
können wir uns dann unserer Hauptbeschäftigung in Hola
zuwenden: dem Essen. Typisch fürs Mittagsessen sind Ugali (völlig
geschmackloser Maisbrei), Reis, Skumawiki (spinatähnliches
Gemüse), Linsen oder Weißkohl. Aber davon gibt es jedes
Mal so große Mengen, dass man hinterher das Gefühl hat
genug für die gesamte Woche gegessen zu haben.
Mit
also erneut gefülltem Magen treten wir dann wieder den Weg
zur Schule an, um unsere Arbeit weiterzuführen, wenn wir nicht
eine der unzähligen Essenseinladungen wahrnehmen. Denn so ziemlich
jeder möchte uns einmal sein Haus und seine Familie zeigen.
Aber aus Zeitgründen müssen wir die meisten Einladungen
leider dankend ausschlagen.
Gegen 17 Uhr machen wir Feierabend. Dabei steht nicht unbedingt
der Freizeitgedanke im Vordergrund, sondern eher die Tatsache, dass
es ja bald schon wieder dunkel wird und bis dahin wollen alle noch
einmal unter die Pokomodusche. Befreit von Dreck und Schweiß
– zumindest vorübergehend – bleibt nun Zeit für
persönliche Dinge. Wie zum Beispiel, das Waschen unserer Wäsche
auf die traditionelle Weise: per Hand. Verwöhnt von Waschmaschinen
lernt man bei dieser Arbeit schnell zu schätzen was eine afrikanische
Hausfrau zu leisten hat.
Während
die Sonne langsam untergeht, ist es richtig angenehm noch
einmal raus zu gehen, im leichten Wind abzukühlen und
die Hauptstraße entlang zu schlendern.
Bei
Anbruch der Dunkelheit bewegen wir uns draußen allerdings
nur noch zu zweit, denn in der vorherrschenden Dunkelheit
weiß man nie was passieren kann. Obwohl man sich in
Hola eigentlich immer sicher fühlt. |
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Außer
von unzähligen „Mzungu, how are you?!“'s verfolgt
– denn mit unserer hellen Haut sind wir selbst in absoluter
Dunkelheit für die Afrikaner zu sehen, können wir uns
überall frei bewegen.
In der „City“ können wir dann auf Freunde treffen
und auch noch schnell einige Dinge erledigen. Zum Beispiel Klopapier
besorgen, dass man nur in einzelnen Rollen bekommt – übrigens
auch eher ein Luxusgut in Hola – oder 5 Liter Kanister sauberes
Trinkwasser. Auch hier lohnt sich immer wieder der Preisvergleich
und das Handeln. Auch wenn es für uns nur um läppische
Centbeträge geht, wollen wir nicht das Bild der ewig reichen
Weißen unterstützen. Denn schließlich wollen wir
durch diesen kulturellen Austausch auch ein wenig Aufklärungsarbeit
leisten.
Und auch unsere Gastfamilien freuen sich, dass wir nicht neben,
sondern mit ihnen leben und anfallende Arbeiten genauso erledigen,
anstatt uns auf der Gastfreundlichkeit auszuruhen. Aus Respekt zu
der Familie halten wir uns auch nicht lange draußen im Dunkeln
auf. Was nicht schwer fällt, denn neben ein paar wenigen Shops,
sind nur noch die Kneipen geöffnet und sich dort aufzuhalten
ist nicht sittlich.
Mittlerweile knurrt auch schon wieder der Magen und Zuhause wartet
ein leckeres Abendessen auf uns. Abends liegt vor allem Reis, Reis
und Reis auf dem Teller. Aber dazu natürlich wieder Gemüse
und etwas Fleisch, dass wir allerdings auf Grund seiner Konsistenz
nur sehr ungern essen. Aber in den Kindern der Familie finden wir
freudige Abnehmer, denn auch Fleisch gibt es nur in kleinen Mengen
auf Grund seines Preises.
Jetzt
genießen wir noch die letzten Momente des Tages. Mit der Familie
sprechen, Fernsehen gucken (unsere Gastfamilie gehört zu den
Wenigen, die sich einen solchen leisten können) oder einfach
in Ruhe im Zimmer etwas entspannen und sich auf den nächsten
Tag vorbereiten. Denn dann geht dies alles auch schon wieder von
vorne los...
Herrliche
Ruhe beim Picknick am Tana Fluss. |