Tarikih
unterwegs (34)
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Sommer-Hilfsaktion
2018
Winter
in Kenia Ankunft Normaler Weise sollte die große Regenzeit Ende Mai/Anfang Juni durch sein, aber auch hier in Kenia scheint das Wetter sich nicht mehr an die Regeln zu halten. Alle sprechen auch hier vom „global climate change“. Abu und Mwalimu, meine Abholer, freuen sich und erzählen, dass heute der erste Sonnentag seit vielen Wochen sei und da steigen die Tagestemperaturen natürlich auch gleich etwas an. Die momentanen 26°C kommen mir gerade recht und ich habe mich dabei mit meinem Kurzarmhemd sehr wohl gefühlt. Mwalimu hat immer noch eine dicke gefütterte Jacke an und erzählt: „In den letzten Wochen und Monaten hat es sehr stark geregnet und die Wolken waren so dicht, dass die Sonne den Erdboden kaum erwärmen konnte.“ Auf dem Weg in Richtung Malindi zog dann allerdings wieder Bewölkung auf und es tröpfelte tatsächlich wieder hier und da ein wenig. Endlich
angekommen Man sieht sie nicht aber man hört sie, die vielen Vögel, versteckt hinter dem dichten Blattwerk haben sie auch sicheren Schutz vor Fressfeinden. Aber auch diese können sich vom dichten Blätterwald geschützt an ihre Beute heranschleichen. Hat alles seine Vor- und Nachteile. Auch bewundere ich die Vielzahl von Schmetterlingen, die federleicht trotz des strammen Windes mit heftigen Flügelschlägen ihre Blütenziele erreichen.
Aufgrund des nahen Waldes und des ständigen Windes herrscht hier eine Temperatur von nur 24°C. Es ist Mittag und nach einem kleinen Frühstück ruhe ich mich erst einmal aus. Die Bewölkung nimmt rasch zu und der Himmel verdunkelt sich. Plötzlich ergießen sich sintflutartige Wolkenbrüche und lassen breite Wassermassen in Sekunden den Garten überfluten. Dabei wälzen sie sich hangabwärts und reißen loses Blattwerk und Erde mit sich. Bei
Nachttemperaturen um die „21°C. ist doch schon eine leichte
Wolldecke angesagt. Tagsüber steigt das Thermometer momentan nicht
über 26 Grad. Alle Anzeichen stehen dafür, dass die Regenzeit
noch lange nicht vorüber ist. Neue
Toiletten in Kwaupanga Da es ständig regnet, verzögert sich auch hier der Weiterbau. Auch noch andere Faktoren wie z.B. Holzknappheit für die Türen, denn es wurde ein voraussichtlich 3-monatiges landesweites Holzschlagverbot erlassen, angeblich um die Wälder zu schützen. (Da ist ja kaum noch Wald). Besonders gefährdet sind die großen Wälder durch illegales Baumfällen für die Holzindustrie und speziell zur Erstellung von Holzkohle. Dieses wird nun auch strengstens verfolgt. Aber viele Kenianer sind nicht einsichtig und versuchen auf krummen Wegen doch an Holz zu kommen, um „ihr business“ am Laufen zu halten. Hat
man für einen Sack Holzkohle noch vor zwei Monaten 300 Kenia Shilling
bezahlt, so muss man momentan auf dem „Schwarzmarkt“ bis zu
1.000 KSh hinlegen. Was sagt uns das? Es gibt immer Alternativen und im Improvisieren sind die Kenianer Weltmeister. Bei der Übergabe des neuen Toilettenhauses an die Schulleitung wurde mir versichert, dass der Anstrich der Türen und der Wände des kleinen Gebäudes durch die Elternschaft erfolgen wird. Ruth,
Evaline, Janet, Mvera und Giovanni
Ebenso Giovanni, der Junge ist nun auch fertig mit seiner secondary school und ist neugierig, was das echte Leben für ihn so bereithält. Es wird sicherlich für alle nicht so einfach, denn bezahlte Jobs sind in Kenia weiterhin Mangelware.
Die sogenannten Halbferien haben begonnen. Die Mädels haben für eine Woche frei. Janet und Mvera, die zwei von der Kakoneni Girls Secondary School und Evaline sind auf dem Nachhauseweg in ihre Dörfer. Deswegen kommen sie mich heute besuchen. Die Drei geben mir ihre aktuellen Schulbuchbestellungen und ich überreiche Ihnen die Briefe und Präsente ihrer Sponsoren.
Von den anderen Studenten, die an weiter entfernten Standorten zur Schule gehen, habe ich die Bücherbestellung auch schon erhalten. Dieses Mal habe ich eine gewaltige Lernmittelbestellung für den Buchladen. Diese bringe ich nun umgehend auf den Weg. Es sind insgesamt 45 Bücher für 11 Schülerinnen und Schüler. Nicht alle Exemplare sind vorrätig und ich muss noch einmal dort hin. Aber das kenne ich ja schon. Neues
aus Hola
Obwohl die B8 stellenweise für afrikanische Verhältnisse mittlerweile recht gut repariert ist, benötigen wir für die nur 220 Kilometer rund 4-einhalb Stunden. Es ist 14 Uhr. Das Friends Motel ist wieder meine Unterkunft und ich checke ein. Anschließend geht es zu John Duko, der mich wie immer mit einer kalten Cola begrüßt. Dann legen wir die Termine für die nächsten Tage fest. Am nächsten Morgen geht es zur Laza Primary School. Unsere Grundschule hat einen neuen Schulleiter. Besser gesagt eine Schulleiterin. Sie ist erst seit 2 Wochen im Amt und muss sich natürlich erst einarbeiten. Das neue Schulkomitee wird mir auch gleich vorgestellt und ihr Chairman verspricht mir, dass alles besser werden soll. Natürlich hat die neue Schulleitung eine Menge Altlasten übernommen, so ist da z. B. noch eine Wasserrechnung von rund 30.000 KSh, etwa 300 Euro. Da fragen, die mich doch gleich, ob Tarikih das bezahlen könnte. Da habe ich erklärt, dass wir für solche laufenden Kosten nicht zuständig sind und habe einen Vorschlag gemacht, wie sie das Geld einnehmen könnten. Auf einer Elternversammlung soll der Chairman das Problem erörtern und wenn von nur 1000 Eltern, auf der Schule sind 1.300 Kinder, nur jedes Paar 30 Kenya Shilling gibt, ist die Rechnung bezahlt. Das sind etwa 30 Euro Cent. Das ist doch wirklich nicht viel, oder? Es kann mir keiner erzählen, die 30 Shilling nicht zu haben. Der Chairman ist begeistert und verspricht mir, das den Eltern beizubringen. Bin mal gespannt, was dabei herauskommt. Davon mehr beim nächsten Mal. Es
steht noch die Einzahlung der restlichen Schulgelder an und weitere Sponsorenbriefe
an die dementsprechenden Schülerinnen und Schüler abzuliefern.
Dann noch zu einer anderen Bank, denn nicht alle Überweisungen können über eine Bank abgewickelt werden, wenn die Lehranstalt dort kein Bankkonto hat. Aber das ist Afrika. Nach Einzahlen der Schulgelder bei den Banken muss ich die Quittungen von den Schulen abholen, vorausgesetzt das Sekretariat ist besetzt. Das raubt auch wieder Zeit. Aber das ist Afrika. Nach
Bura Auf der gesamten Strecke sehen wir rechts und links verstreut die weißen Notunterkünfte, hergestellt aus Planen vom Roten Kreuz. In diesen provisorischen Camps leben nun über 1.000 Menschen, die durch das Hochwasser rund um Hola obdachlos geworden sind. Nach zweieinhalb Stunden für die nur 50 Kilometer, normalerweise schafft man das in einer Stunde, erreichen wir endlich Bura.
Die Mädchen sind guter Laune und bekommen ihr Taschengeld. Die Quittungen für die Schulgeldzahlungen und die akademischen Ausflüge werden ausgestellt. Da der Drucker nicht funktioniert, können wir leider keine Zeugnisse und Newsletters von den Mädchen mitnehmen. Man verspricht mir aber, diese Dokumente per email kurzfristig zuzusenden. Wir bekommen noch ein kaltes Getränk, (Cola, Fanta, Sprite) von der Schulleitung serviert und tragen uns in das Gästebuch ein. Danach begeben wir uns wieder in Richtung Hola, wo wir müde aber sicher am Nachmittag eintreffen. Zurück
in Hola Da das Hola Polytechnikum zu weit abgelegen ist, bekommt Salima Bute einen Ausbildungsplatz in einer lokalen Näherei direkt in Hola. Da sie sehr geschickt mit Nadel und Faden umgehen kann, möchte sie sich später mal selbständig machen. Ihren Arbeitsplatz kann sie täglich gut zu Fuß erreichen, im Gegensatz zum Berufsbildungszentrum (Polytechnikum) Hola, welches weit außerhalb der Stadt liegt und nur mit Bus, Auto oder dem Motorrad zu erreichen ist, wer es sich denn auch leisten kann. Da der instituteigene Bus wegen Unfallschäden schon längere Zeit nicht mehr zur Verfügung steht, haben die Studenten, die auf dieses Transportmittel angewiesen sind, kaum Alternativen. Heute noch einen Besuch im Hola Polytechnikum. Wie schon gesagt, das sind jedes Mal hin und zurück etwa 25 Kilometer, die da so mal eben zurückgelegt werden müssen. Auf dem Weg dahin machen wir einen Abstecher zur Mau Mau Memorials Girl Secondary School, wo wir Jemima besuchen und ihr die noch fehlenden Schulbücher überbringen. Auch lasse ich mir hier gleich die Quittung über das Schulgeld geben.
Ein weiteres Treffen steht nun mit der neuen Laza Primary Schulleitung an. Beim Inspektionsrundgang, bei dem hier und da immer wieder kleinere bis mittlere Schäden an Fenstern, Türen und Dach entdeckt werden, wird uns versprochen, dass man sich darum kümmert. Auch diskutieren wir die Arbeitsplatzbeschreibung eines Wachmannes. Es gibt da wohl unterschiedliche Auffassungen von den dafür Zuständigen. Von „gar nichts tun“ bis „wenig“. Da brauchen wir uns nicht wundern, wenn der Zaun und andere Dinge durch die Kinder ständig zerstört werden und keiner hat es gesehen und keiner will es gewesen sein. Auch das soll sich ändern verspricht mir der neue Chairman. Wie immer müssen Wartungs- und Reparaturarbeiten an den Toilettenhäusern durchgeführt werden. Die Risse im Boden bei den Mädchentoiletten müssen neu verfüllt werden und an den Lehrertoiletten stellen wir eine abgesackte Bodenplatte fest. Wir begutachten den Schaden, checken den Aufwand und geben Saidho den Auftrag, diese Reparaturen durchzuführen. Da die Schülerzahl auch hier ständig wächst fragt mich die Schulleitung, ob Tarikih nicht noch ein paar Klassenräume bauen kann. Auch werden wieder jede Menge Schulbänke benötigt. Nach dem obligatorischen Eintrag ins Gästebuch verabschieden wir uns. Kwaheri. Nun noch ein kurzer Besuch bei Williams Mutter, die den Brief und das Taschengeld zusammen mit den neuen Schulbüchern für ihren Sohn freudig entgegen nimmt. Sie erzählt uns, dass es William gut geht und er sich in Voi sehr wohl fühlt. Meine Mission hier ist nun beendet und bei immer noch bewölktem Himmel und Temperaturen um die 26°C fahren wir jetzt entspannt zurück und nach rund dreieinhalb Stunden erreichen wir Malindi, den quirligen Küstenort am Indischen Ozean. Neue
Klassenräume in Jilore Aber bevor wir anfangen, muss die Gemeinde erst den kleinen Hügel abtragen und die Fundamentgräben ausschachten, so haben wir das vereinbart. Da diese Arbeiten noch nicht abgeschlossen sind, habe ich ihm mitgeteilt, dass wir nicht starten können und er mich anrufen soll, wenn die Gemeine die vereinbarten Vorarbeiten erledigt hat. Die Ausrede: „der Regen sei schuld“, lasse ich nicht gelten. Besuch
aus Deutschland Am späten Vormittag trifft er bei mir ein und zusammen fahren wir zum Kindergartenprojekt nach Jilore. Dabei erzähle ich ihm die Geschichte des Jilore Faith Kindergartens. Anschließend werden wir von der fröhlichen Kinderschar und gut gelaunten Lehrerinnen mit ein paar Lerngesangseinlagen begrüßt. Nach der Besichtigung verweilen wir noch in einem der Klassenzimmer, wo Lehrerin Janet ganz spontan für Andy Kisuaheli-Sonderunterricht erteilt. Da das Zeitfenster sehr klein ist, müssen wir leider schon wieder zurück und ein paar schöne und interessante Stunden sind vorüber. Auch meine Zeit in Kenia ist fast abgelaufen und ich kaufe noch ein paar Souvenirs auf dem Tourist-Market in Malindi ein. Dann bereite ich mich auf die Rückreise vor, die mich mit dem Auto von Malindi nach Mombasa und dann mit dem Flieger über Nairobi und Amsterdam nach Düsseldorf bringt.
Kwaheri. Roland Ströder
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