Tarikih unterwegs (28/1-2)

Sommer-Hilfs-Aktion 2015

1. Hola, Laza Primary School

Gegen 10 Uhr starte ich die Fahrt von Malindi nach Hola. Der Straßenzustand wird immer miserabler. Das Teilstück zwischen Garsen und Mnazini ist der schlechteste Wegabschnitt dieser Strecke und immer noch nicht repariert.

Bremsen, Gas geben, bremsen, runter schalten, rechts herum, bremsen, Gas geben, bremsen, links herum, diese Fahrtechnik wenden wir nun für die nächste Stunde an, um nicht in einem der bis zu 50 cm tiefen Schlaglöcher zu landen. Es riecht schon nach Bremsbelag und Kupplung. Eine echte Herausforderung an Mensch und Maschine.

Dikdiks und Perlhühner auf der Fahrbahn sowie am Straßenrand sind die einzigen erfreulichen Augenblicke während dieser ermüdenden Slalomfahrt.

Endlich erreichen wir die Murrampiste der B8 und freuen uns schon auf eine zügige Weiterfahrt. Löcher und tiefen Rillen, die durch die letzte Regenzeit entstanden sind, zwingen uns allerdings die normale Fahrbahntrasse zu verlassen und wir fahren nun parallel auf einigermaßen glatter Piste doch recht flott in Richtung Norden.

Ein paar Hornbills am Wegesrand lassen mich eine Fotopause einlegen. Später habe ich noch das Glück, einen Kudu zu sehen, diese Antilopen sind hier nahe des Tana River Affenwaldes zuhause.

Wir erreichen die Abzweigung zum Mchelelo Camp und dann später die Abfahrt nach Wenje. Die letzten 25 Kilometer auf der B8 sind eine wahre Freude für Auto, Fahrer und Insassen. Auf dieser neuen Asphaltstraße, die jetzt schon Risse und Löcher in der Fahrbahndecke hat, kommen wir doch ganz entspannt unserem Ziel näher.

Nach viereinhalbstündiger Fahrt von Malindi nach Hola erreichen wir die kleine Regierungshauptstadt Hola ohne Probleme. Das „Friends Motel“ wird meine Unterkunft für die nächsten Tage.

Weiter geht es zu John Duko. Wir tragen Tische und Stühle unter einem schattigen Baum und warten auf unserer Schülerinnen und Schüler, die für 16 Uhr bestellt waren. William kann leider nicht dabei sein, da seine Schule schon eher angefangen hat.

Mit Softdrinks und Keksen eröffne ich das Meeting. In lockerer Atmosphäre berichten die gut gelaunten Jugendlichen von ihrer Schule und von zuhause. Und sie erzählen mir, welche Bücher sie noch brauchen.

Danach übergebe ich die Briefe, die ich von Deutschland mitgebracht habe und sie versprechen mir alle, ein Antwortschreiben mitzugeben, bevor ich nach Deutschland zurück fliege.

Wir besichtigen nun den Schulzaun, der jetzt den kompletten Schulhof mit den Gebäuden umschließt. Nach dieser Inspektionsrunde zeigt Saidho mir kleinere Schäden an den Toilettenhäusern und Wascheinrichtungen, die kurzfristig repariert werden müssen.

Said Salim, der Unternehmer, der den Zaun errichtet hat, freut sich, da ich mit der Restzahlung für den Zaun zu ihm komme. Hat ja auch lange genug gedauert.

Heute Vormittag steht die Budget-Abrechnung auf dem Programm. Das restliche Schulgeld wird bezahlt und wir sortieren die Wunschlisten unserer Kinder und kalkulieren die Beträge für die fehlenden Schulbücher.

Fehlen nur noch die neuen Kandidaten für unser Weiterbildungsförderprogramm, John Duko (Schulpatron) und der Headmaster der Laza Primary School haben schon anhand der vorhandenen Zeugnislisten eine Vorauswahl getroffen. Vier Schülerinnen und Schüler haben es in die engere Auswahl geschafft. Wer von ihnen im nächsten Jahr dabei sein wird, muss noch von uns eingehend geprüft werden.

Auf dem Rückweg nach Malindi, statte ich Emanuels Schule, der neuen „Galole Model Secondary School“ einen Besuch ab. Leider konnten wir die Gebäude nur von außen sehen, denn sie war wegen der Schulferien noch geschlossen.

In der Nähe des Affenwaldes sehe ich noch eine Kuduantilopenkuh mit Nachwuchs, die an den kargen Zweigen nagt. Etwas später tanzt ein Hornbillhahn im Sand für seine Henne, die im nahen Gebüsch sitzt. Auch einen Graukopfeisvogel auf seinem Ansitz bekomme ich noch vor die Kamera.

Lamu  road nach Norden
Geierperlhühner
Noch sind wir auf der Teerstraße, aber nicht mehr lange. Geierperlhühner am Straßenrand
Dikdik
Nashornvogel
Scheues Didkdik Decken-Toko (Nashornvogel, Weibchen)
Murrampiste
Asphaltstraße
Die Murrampiste der B8 Endlich Teerstraße und es regnet
Studentengruppe

Moses, Sonia, Salima, Jemima, Jilloh, Emanuel und Leah nach der Besprechung

Schulzaun
Schulzaun
Der Zaun um das Schulgelände ist endlich fertig.
Galole Model Secondary School
Kuduantilopenkuh mit Kalb
Galole Model Secondary School Kuduantilopenkuh mit Kalb
Graukopfliest (Eisvogel)
Decken-Toko (Nashornvogel, Männchen)
Graukopfliest (Eisvogel) Decken-Toko (Nashornvogel, Männchen)

2. Jilore Faith Kindergarten

Die restlichen Bauarbeiten wie Schultafel, Fenster und Türen am ersten Klassenraum sind im vollen Gange und es fehlt nur noch der Fußbodenestrich. Im Rahmen unserer Hilfe zur Selbsthilfe haben die Frauen aus der Gemeinde mal wieder das Zepter in die Hand genommen und schaufeln die Fundamentgruben für den zweiten Klassenraum aus. Jetzt können auch hier die Handwerker mit dem Fundament beginnen.

Es ist Eile geboten, denn El Niño ist im Anmarsch. In den nächsten Tagen werden laut Meteorologenwarnungen größere Mengen Regen erwartet. El Niño, dieses verheerende Unwetterphänomen, hat im kenianischen Hochland in den letzten Tagen schon für katastrophale Überschwemmungen und Tote gesorgt. Nun soll dieser Sturmregen auch den Küstenstreifen erreichen. Bis dahin soll wenigstens das Dach für den zweiten Klassenraum fertig sein.

Es hat in den Morgenstunden geregnet und ich beschließe heute zum Jilore Kindergarten zu fahren. Der Regen hat die Naturstraßen gut angefeuchtet, der einzige Vorteil ist, dass es nun nicht mehr staubt. Nachteil: die Pisten sind teilweise schmierseifenglatt und vereinzelt stehen tiefe Wasserlöcher auf der Fahrbahn, die manchmal unpassierbar sind.

Links der Straße erstreckt sich der riesige Arabuko Sokoke Forest und rechts das tiefe Tal des Galana Flusses. Kurz vor dem Jilore See geht es bergab und die Neigung wird bei Regen zur echten Herausforderung, die ich aber problemlos durchfahre. An der anderen Seite geht es nun bergauf.

Der Kleinlaster einer Brotfabrik hatte da nicht so viel Glück, er rutschte vor ein paar Stunden, noch während des Regens, auf der glatten Piste ab und landete links am Straßenrand. Jetzt wartet er auf ein Bergungsfahrzeug, das ihn aus dem Schlamm ziehen kann. Das kann in Kenia Stunden dauern, denn hier kann man nicht mal so eben den Pannendienst anrufen. So etwas gibt es hier gar nicht.

Vorsichtig bugsiere ich mein Fahrzeug auf der zum Glück nun befahrbaren Stelle an dem LKW vorbei. Oben angekommen werde ich von Henry, unserem Kontaktmann, an der Einfahrt zum neuen Kindergarten erwartet. Wie immer sind die Kenianer fröhlich, auch wenn es in Strömen regnet.

Die Bauarbeiten sind gut fortgeschritten und man kann schon die Ausmaße des zweiten Klassenraums erkennen. Ich besichtige noch das restliche Baumaterial, welches sicher in der Kirche gelagert wird.

Pastor Patrick hat die Kindergartengruppe organisiert, die gerne für mich ein, zwei Lieder singen möchte. Anschließend verteile ich Bonbons und Kekse an die Kleinen.

Die Lehmhütten hinter der Kirche sind unser nächstes Ziel. Henry Kitsao, Pastor Patrick und ich gehen zu einer der neuen Kandidaten, die evtl. im nächsten Jahr in unser Weiterbildungsförderprogramm aufgenommen werden. Nach einem kurzen Gespräch über Tarikih mit der alleinerziehenden Mutter und ihrer Tochter und dem Weiterbildungsförderprogramm haben wir die erforderlichen Daten aufgenommen.

Der Weg zu einer anderen Kandidatin führt uns an den Ortsrand von Jilore. Auch hier ist die Kandidatin Halbwaise. Da die Mutter kein Englisch spricht übersetzt Pastor Patrick meine Erläuterungen und Fragen an die Kenianerin. Ebenso muss er auch ihre Antworten für mich aus dem Kisuaheli/Giriama ins Englische übersetzen.

Als alles verstanden war verabschieden wir uns und bekommen zum Abschied noch einen dicken Bund Mchicha (spinatähnliches Gemüse) geschenkt, welches die Mutter in ihrem Garten anbaut und auf den lokalen Märkten verkauft. Dankeschön.

Da dunkle Wolken den Himmel zusehends verschleiern, entschließe ich mich, nicht länger zu bleiben und verabschiede mich nun von Henry und dem Pastor. Auf der Rückfahrt blockiert ein Traktor den Weg. Das Brotlieferfahrzeug steckt immer noch im Schlamm und soll nun herausgezogen werden. Freundlicherweise fährt die schwere Zugmaschine zur Seite und ich passiere vorsichtig die rutschige Piste.

Danach geht es wieder bergauf. Die Piste wird ein wenig besser befahrbar und es fängt leise an zu nieseln. Zu meiner rechten Seite erheben sich der Bambus und die gewaltigen Zedern des Arabuko Sokoke Forest.

Nur noch wenige Kilometer trennen mich von meinem Zuhause, das ich noch trocken erreiche. Gegen 16 Uhr wird es ungewöhnlich dunkel und es fängt kräftig an zu regnen.

Die Straßen sind teilweise überflutet
Bauabschnitt zweiter Klassenraum
Die Straßen sind teilweise überflutet
Bauabschnitt zweiter Klassenraum
Bauabschnitt zweiter Klassenraum
Materiallager in der Kirche
Bauabschnitt zweiter Klassenraum
Materiallager in der Kirche
Materiallager in der Kirche Das Dach ist endlich fertig
Ein Teil der Kindergartengruppe mit Betreuerinnen, Henry Kitsao und Pastor Patrick.
Ein Teil der Kindergartengruppe mit Betreuerinnen, Henry Kitsao und Pastor Patrick.
Am Ortsrand von Jilore
Im Schlamm stecken geblieben
Am Ortsrand von Jilore Im Schlamm stecken geblieben

Kwaheri, auf Wiedersehen!  
 
Roland Ströder

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