Tarikih unterwegs (25-2)

Frühjahrs-Hilfs-Aktion 2014-2

8. und 9. April

Der bewölkte Himmel an diesem frühen Morgen macht das Reisen in Kenia sehr angenehm. Gegen 08:20 Uhr starte ich von Malindi aus in Richtung Norden. Nach etwa einer Stunde relativ guter Straße, hinter der Polizeisperre zum Tana River County, fangen die riesigen Schlaglöcher an.

Fahrer Abdul muss immer wieder in die Bremsen gehen, um die großen Räder des Fahrzeugs sanft in die tiefen Krater im Straßenbelag hineinrollen zu lassen. Das kostet enorm Zeit, lässt die Bremsbeläge qualmen und ich bemerke den typischen Geruch von überhitzten Bremsen, was den Fahrer allerdings keineswegs stört.

Nach zwei Stunden erreichen wir die Abzweigung nach Garsen und werden von einer Polizeikontrolle gestoppt. Der Ordnungshüter ist sehr freundlich, hat Abdul beim Telefonieren am Steuer ertappt. Der Beamte sagte mir, er wolle meinen Fahrer disziplinieren und Abdul versucht mit ein paar lustigen Sprüchen die Polizei gutmütig zu stimmen. Letztendlich steigt Abdul aus und verschwindet mit dem Polizisten hinterm Fahrzeug. Ich weiß nicht, wieviel er ihm gegeben hat, aber daraufhin konnten wir unsere Fahrt fortsetzen.

Wir erreichen nun das schlechteste Stück dieser Strecke und quälen uns fast 45 Minuten durch eine regelrechte Kraterlandschaft von Schlaglöchern. Erst als wir dann die Murrampiste erreichen, verspüren wir Erleichterung und konnten wieder Geschwindigkeit aufnehmen. Mit durchschnittlich achtzig Stundenkilometer kommen wir auf dieser Naturstraße recht gut voran.

Die Büsche und Bäume rechts und links prangen in sattem Grün. Es muss hier kürzlich kräftig geregnet haben, denn große Wasserpfützen stehen rechts und links der Piste. Bis auf ein paar Paviane und Meerkatzen sind nur noch ein paar mittlere und größere Raubvögel hoch oben in den entfernten Baumspitzen am Straßenrand zu sehen. Wir nähern uns Mnazini und Baomo. Der heftige Regen hat hier die Piste in eine rutschige Oberfläche verwandelt, die wir zügig aber vorsichtig durchqueren. Auch hier säumen große Wasserstellen den Wegesrand.

Nach etwa 15 Kilometer ist wieder alles trocken und wir erreichen bei Wenje die Asphaltpiste. Die nächste halbe Stunde brettern wir mit etwa einhundert Stundenkilometer weiter Richtung Norden und gegen 12 Uhr erreichen wir John Dukos Haus in Hola. Die Temperaturen sind mittlerweile auf +36° C angestiegen und es weht kein Lüftchen. Lina, Johns Frau, staunt und sagt, dass wir zu früh sind, hahahahaha. Wie immer ist John nicht da und wir verstauen das wenige Gepäck in unsere Räume.

Jetzt ruhe ich mich erst einmal aus, der Schweiß rinnt mir aus allen Poren, obwohl ich nun regungslos auf dem Bett liege. Nach zwei Stunden der Erholung begeben wir uns direkt zur Schule um den Fortschritt der Zaunarbeiten zu besichtigen. Es gibt mal wieder Probleme, die aber jetzt von uns gelöst werden sollen. Gemeinsam mit dem Headmaster und der Zaunfirma erarbeiten wir ein Konzept, mit dem alle Seiten zufrieden sein können. Ziel ist es, das Schulgrundstück soweit abzusichern, dass keine Passanten mehr den Schulhof als Abkürzung benutzen können und dass die Tiere (Kühe und Ziegen) der ungebetenen Ansiedler nicht mehr den Schulbetrieb stören.

Vor 2 Monaten hatte sogar eine Kuh einen Schüler verletzt, der daraufhin im Krankenhaus behandelt werden musste. Jetzt schotten wir diese Eindringlinge ab, so dass der Schulhof von allen Seiten dicht ist. Der Schulleiter verspricht uns, diese Herausforderung anzunehmen. Das Ergebnis werden wir vielleicht in 3 Monaten sehen können. Wieder zurück in unserer „Herberge“ warten wir auf das Abendessen. Das Standardgericht Reis mit Pommes und etwas Hühnchen kommt langsam auf den Tisch. Anschließend die obligatorische Tasse Tee mit Zitrone.

Der nächste Tag führt uns wieder zum Schulhof, um zu überprüfen, wie weit die Vorbereitungen für die gestern vereinbarten Zaunbaumaßnahmen fortgeschritten sind. Die Eindringlinge beschweren sich, weil wir die Durchgangswege nun sperren und fragen uns, wo sie nun mit ihren Tieren hin sollen. Eine heiße Diskussion entflammt. Der Headmaster ist konsequent und sagt: „Wir machen dicht!“ Er will in Zukunft keine Störungen mehr dulden.

Die Flüchtlinge geben ja zu, dass sie illegal auf dem Schulgrundstück sind und lassen sich nur sehr langsam davon überzeugen, dass sie nun endlich weichen müssen. Wir lassen ihnen vorübergehend noch einen kleinen Platz für ihre Tiere, nach Aussage des Schulleiters ist ein Ausweichplatz in Planung und die Umsiedlung soll ja in Kürze stattfinden. Da bin ich aber mal gespannt.

Nach dem letzten Meeting in der Schule fahren wir noch einmal zur Baufirma, um die Finanzen zu regeln. Durch die Änderung am Zaunprojekt 2 muss ich neu verhandeln, was wie immer, ganz besonders in Kenia, viel Zeit kostet. Wir werden uns endlich einig und ich kann alles für die Rückfahrt nach Malindi vorbereiten.

Gegen 13:30 Uhr verlassen wir Hola in Richtung Süden. Die dreißig Minuten auf der Teerstraße sind richtig entspannend. Nach erreichen der Murrampiste wird es stockdunkel und grelle Blitze zucken einige Kilometer von uns entfernt durch den Himmel. Plötzlich prasseln dicke Regentropfen auf uns hernieder und die Scheibenwischer haben ordentlich zu tun.

Wir müssen die Geschwindigkeit drosseln. Schnell laufen die Schlaglöcher voll Wasser und rechts und links der Piste bilden sich kleine Seen. Nach einer viertel Stunde lässt der Regen nach und Ibisse sowie Nilgänse beanspruchen nun die neuen Wasserstellen für sich. Gegen halb sechs erreichen wir Malindi und sind froh, wieder zuhause zu sein.

Kwa Heri. Auf Wiedersehen.

Roland Ströder


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