Tarikih unterwegs (23/24)

Sommer-Hilfs-Aktion 2013-1

Schon bei der Ankunft in Mombasa haben wir bewölkten Himmel und die Temperaturen liegen um die 24 Grad C. Das macht allerdings die Fahrt nach Malindi sehr angenehm.

Nicht so angenehm ist der Stau, in den wir jetzt geraten sind. Von der Nordbrücke, die Mombasa mit der Nordküste verbindet, bis hin nach Nyali kommt der Verkehr fast ganz zum Erliegen und nur die dreisten Matatufahrer schlängeln sich hupend zwischen den Fahrzeugen durch und erzwingen sich einfach die Vorfahrt. Deswegen erreichen wir erst nach fast drei Stunden Malindi.

Der übliche Begrüßungs-Blütenschmuck, liebevoll gestaltet von Mwalimu, erwartet mich auf der Wanderers Farm.

Es ist verdammt kalt in Kenia, sagt Mwalimu, der kleine aber kräftige Giriama, der mich freudig begrüßt.

“Mzungu Food is on the Way”. Das hat er mir schon vor ein paar Tagen per sms zugesandt und freut sich riesig, nun nicht mehr die traditionelle Einheitsnahrung, nämlich „Ugali mit Irgendwas“ essen zu müssen, denn ab sofort gibt es hier jetzt weitestgehend „Europäische Küche“.

Was ist das? Es fängt an zu regnen. Das ist man zu dieser Jahreszeit ja überhaupt nicht gewohnt, denn die große Regenzeit ist eigentlich vorüber. Wie schon gesagt, der bewölkte Himmel ist zum Eingewöhnen genau das Richtige für uns Weißhäutige.

Günther kommt erst am 4. August, das Wetter ist noch nicht viel anders, aber es ist schon etwas wärmer geworden. Trotzdem haben wir die 30 Grad Grenze noch nicht erreicht. Nachts liegen die Temperaturen immer noch zwischen 21 und 24 Grad und tagsüber erreichen wir hier höchstens mal 28 Grad.

Für diese Jahreszeit zu kühl, denn die Kenianer ziehen sich zum schlafen gehen warme Jacken oder Pullover an, sofern sie welche haben. Auch tagsüber bei bis zu 28 Grad laufen sie für uns unerklärlich warm einpackt herum.

Heute fahren wir nach Mombasa und erleben erneut den schon anfangs beschriebenen unberechenbaren Stau, nun in der Gegenrichtung. Dort verlieren wir wieder wertvolle Zeit, denn Günther wartet schon am Flughafen auf uns. Kurze Begrüßung, Einsteigen und endlich stehen wir wieder im Stau in Richtung Nordküste. Wenn sich da in Zukunft nichts ändert, entsteht über kurz oder lang in Mombasa der totale Verkehrskollaps.

Das wird sich auch negativ auf die Tourismusbranche auswirken. Viele Airlines fliegen jetzt schon nicht mehr Mombasa an und durch terroristische Aktivitäten, wie in den letzten Wochen, bleiben zusätzlich immer mehr Urlauber diesem schönen Land fern.

Wir machen zwar jetzt direkt keinen Urlaub hier aber immerhin wollen wir auch ein wenig die Schönheit des Landes genießen, was uns auch meistens gelingt.

Unsere erste Sommerhilfsaktion beschränkt sich hauptsächlich auf die Vorbereitung unserer kenianischen Partner auf die neue Situation, denn sie wissen noch nichts von unseren Plänen mit der Weiterbildungsförderung. Auch werden wir sie über die geplanten Bau- bzw. Instandhaltungsmaßnahmen informieren.

Die Fahrt nach Hola führen wir dieses Mal wieder mit Abdul durch. Da wir wegen der letzten Präsidentschaftswahlen eine „Zwangspause“ eingelegt haben, sind wir jetzt neun Monate nicht mehr in Kenia gewesen.

Wir haben gehofft, dass sich die Straßenverhältnisse in dieser Zeit ein wenig verbessert hätten, aber weit gefehlt.

Die etwa 100 Kilometer zwischen Malindi und Garsen (1,5 Stunden) haben sich wesentlich verschlechtert und die Piste, 17 Kilometer, zwischen Garsen und Mnazini (ca.1 Stunde) ist nur noch im Schritttempo zu befahren. Wenn man da überhaupt noch von fahren sprechen kann.

Der nächste Streckenabschnitt, der einen fertigen Ausbau der Fahrbahntrasse vorweist, kommt man dann allerdings wesentlich zügiger voran und ein paar Kilometer hinter Wenje beginnt dann die neue Teerstraße, die bis zur Abzweigung nach Hola führt.

Dadurch kann man natürlich wieder Zeit rausholen, die man zu Beginn der Fahrt verloren hat. Obwohl ich Hola schon als Selbstfahrer vor einigen Jahren mal in drei und einviertel Stunden geschafft habe, erreichen wir die Bezirkshauptstadt trotz der neuen Teerstraße erst nach viereinhalb Stunden, von denen wirklich etwa nur das letzte Achtel eine relativ angenehme Autofahrt ist.

Die Begrüßung im Hause Duko läuft wie immer ab. Nicht wie Reisende, die lange nicht da waren, sondern, als wenn wir uns vorgestern erst noch gesehen hätten. Die warme Cola ist als Begrüßungstrunk allerdings immer dabei.

Alle verfügbaren Kinder helfen mit, unser Gepäck in die Zimmer zu bringen. Natürlich bekommen sie ein paar Kekse dafür. Noch bevor wir wieder in den Biergarten fahren, hängen wir unsere Moskitonetze auf und richten uns häuslich ein. Dieses Mal haben wir sogar eine Deckenleuchte, denn ich habe eine kleine Solarlampenanlage mitgenommen. Nun können wir gut auf die stinkende Petroleumfunzel verzichten, die wir sonst von John Duko abends gereicht bekommen.

Da ich schon vor ein paar Tagen unseren Headmaster angerufen habe, erstens um uns anzukündigen und zweitens dass wir kurzfristig mit dem Auswahlverfahren der Schülerinnen und Schüler für das neue Förderprogramm anfangen möchten, begeben wir uns noch zur Schule. Dort bitten wir ihn, uns doch für unseren nächsten Besuch im September die Ergebnislisten der nächsten Schulabgänger bereitzuhalten und auch schon Vorschläge zu machen, wer evtl. ins Förderprogramm aufgenommen werden könnte.

Saidho, der Toilettenmann kommt mit abenteuerlichen Geschichten über Wasserleitungsdiebstahl und Entwendung des Wasserzählers. Darum kümmern wir uns morgen, jetzt gehen wir erst einmal in den Biergarten.

Am nächsten Morgen zeigt John Duko uns die Stelle, an der der deutsche Missionar August Kraft in der Nacht vom 7. März 1928 mit 63 Jahren Selbstmord begangen hat. Dazu erzählt John uns eine interessante Geschichte, die wir hier nicht weiter erörtern wollen.

Nun begeben wir uns zu Nelly’s Waisenhaus.

Wir lassen uns alle Gebäude zeigen und uns die aktuellen Probleme erläutern.

Die Toiletten sich überraschend sauber.

Das Schlafhaus könnte wirklich einen neuen Anstrich gebrauchen.

Wir stimmen einem neuen Anstrich des Schlaftraktes und der Toiletteneinheit für innen und außen zu. Diese Arbeit soll von einer Gruppe Jugendlicher durchgeführt werden, die von Ade Shedrack, einem sehr engagierten Sozialarbeiter und Lehrer betreut werden. Auch bekommen die Waisen noch ein paar Metallkisten, in die jeder seine privaten Dinge lagern kann.

Anschließend besuchen wir den Kindergarten der sich in einem Raum der Pentecoastal Church befindet. Hier sagen wir den zwei Kindergärtnerinnen Hilfe in Form von Bänken, Tischen und Stühlen zu. Natürlich haben wir für die Kleinen ein paar Bonbons mitgebracht. Auf dem Rückweg laufen uns ein paar Mungos über den Weg.

Am Nachmittag gehen wir erst einmal zum Headmaster, um das Thema „gestohlene Wasserleitung“ zu klären. Der hält das ganze für einen schlechten Witz der Wasserversorger und schnappt seine Belege und geht mit uns zum zuständigen Offizier des Wasserwerks. Dort gibt es widersprüchliche Aussagen und letztendlich einigt man sich und die fehlende Wasserleitung samt Meter werden wieder angeschlossen.

Weiterhin vergeben wir den Auftrag zur Erneuerung bzw. Reparatur der Fußböden in vier Klassenräumen.

Am nächsten Tag fahren wir zu Mwanahamisi, dem kleinen Mädchen, das wir im letzten Jahr einen Tag mit der Filmkamera begleitet haben. Sie freut sich riesig denn wir überreichen ihr den roten Ball, ein ganz besonderes Geschenk von einer Essener Grundschülerin.

Auf diesem Weg besuchen wir auch noch ein paar andere Freunde, die sich natürlich auch freuen und uns so schnell nicht wieder gehen lassen und der Tag neigt sich dem Ende zu.

Heute Morgen kommt Saidho mit einem fast 80 cm großen Wels, den er für uns frisch aus dem Tana Fluss gefischt hat. Der lebt sogar noch, damit wir uns nicht verletzen, hat er ihm allerdings die stilettartigen Flossen abgeschnitten.

Wir träumen schon von leckeren Fischfilets, aber bis dahin ist es noch ein Stückchen Arbeit. Wir setzen ihn in die alte Badewanne, die auf Dukos Hof steht.

Ein großes scharfes Messer ist das Allerwichtigste zum Zerlegen dieses Exemplars. John Duko verspricht eins zu besorgen, denn in Linahs Küche gibt es so etwas nicht.

Nun wollen wir Salima besuchen, sie ist eine unserer ersten Schülerinnen, die schon einen privaten Sponsor für die Secondary School hat. Wir fahren zur Mau Mau Girls Secondary School. Dort will man das Mädchen für uns rufen und wir sollen doch etwas warten, sie käme gleich. Nach ca. 45 Minuten teilt man uns endlich mit, dass sie gar nicht in der Schule sei und sie nach Hause gegangen sei und nicht wieder zum Unterricht zurück gekehrt war. Der Grund ihres Fernbleibens von der Schule kann oder will uns hier niemand sagen.

Nun machen wir uns auf die Suche nach. Nach einiger Zeit finden wir sie zuhause. Der Grund ihres Fernbleibens, so erzählt sie uns, ist ein Geldproblem. Da „Mau Mau“ eine moslemische Schule und momentan Ramadan ist, verlangt die Schulleitung zusätzlich zu den normalen Schulgebühren auch noch 1.000 KSh Ramadangeld.

Das Kind wurde nachhause geschickt, um Geld zu holen und da die Mutter kein Geld hat, konnte sie nicht wieder zurück zum Unterricht. Für uns unvorstellbar, aber so sind die Gepflogenheiten dort. Salima war überglücklich, als wir sagen, sie bekäme das Geld von uns. Da es noch früher Nachmittag ist, geht sie damit sofort zurück zur Schule.

Das hat unsere Planung fast um 3 Stunden nach hinten geworfen und wir fahren zurück in unsere Herberge. John bringt endlich das Messer und ich kann anfangen den Fisch zu schlachten, auszunehmen und in Portionen zu zerteilen. Nachdem ich die Filets herausgeschnitten habe, bleiben immer noch sieben ordentliche Steaks übrig. Der Rest wird zusammen mit dem Kopf für eine tolle Fischsuppe verarbeitet. Das wird ein Dinner!

Am Morgen unserer Rückreise bringen wir noch die versprochenen Metallboxen zum Waisenhaus, die John Duko am Vortag eingekauft hat.

Eine problemlose Rückfahrt, auf der wir Warzenschweine, Steppenadler, Perlhühner, Dikdiks und Paviane sehen, lässt uns dann gegen 17 Uhr in Malindi ankommen.

Da Günther in drei Tagen wieder zurück nach Deutschland fliegt und wir vorher noch gemeinsam eine Tagessafari in den Arabuke Sokoke Forest unternehmen wollen, lässt uns Abdul in Malindi raus, wo wir den schon vorher bestellten Mietwagen übernehmen wollen. Da der kleine Mitsubishi noch mal zur Werkstatt muss und ein Rad ausgewechselt werden soll, gibt es hier eine zeitliche Verzögerung. Wie immer in Afrika dauert das alles so seine Zeit und es wird schon wieder dunkel.

Endlich können wir fahren und nachdem wir die Abzweigung zum Farmhügel zur Wanderers Farm erreichen, werden wir durch ein Hindernis gestoppt. Abdul’s Minibus steht mit einem Plattfuß mitten auf dem nur einspurigen Weg. Bäume und Büsche verhindern ein Vorbeifahren und so müssen wir warten, bis das Reserverad montiert ist und das Safarifahrzeug weiterfahren kann.

Neugierige Kinder aus dem Dorf versuchen mit ihren paar Brocken Englisch mit uns ins Gespräch zu kommen. Das war für beide Seiten sehr lustig. Nach etwa 20 Minuten können wir endlich weiter fahren.

Nun muss nur noch das ganze Gepäck ausgeladen werden. Wir sind froh, uns jetzt ausruhen zu können, denn schließlich sind wir seit dem frühen Morgen schon auf Achse und dann noch auf dieser Marterstrecke.

Am nächsten Morgen besuchen wir den Kindergarten in Kwaupanga. Dort müssen dringend neue Fenster her und die Wände stabilisiert werden. Außerdem bestellen wir beim Tischler noch 20 Bänke und ein Regal für die 60 Kinder, die hier gut aufgehoben sind. Den Anstrich in „Eiche dunkel“ übernimmt unser Mitglied Silvia Pirelli, die diesen Kindergarten ebenfalls mit ihren deutschen Sponsoren sowie auch mit ihrer kenianischen Hilfsorganisation unterstützt.

Da noch so einige andere Dinge zu erledigen waren, haben wir die geplante Safari in den Arabuke Sokoke Wald nicht mehr durchgeführt. Letztendlich fahren Günther und ich noch ein paar Tage an die Südküste, um abzuschalten. Danach fliegt Günther zurück nach Deutschland und ich fahre wieder zurück nach Malindi.

Kwaheri. Bis zum nächsten Mal.

Roland Ströder


Sommer-Hilfs-Aktion 2013-2

Die morgendlichen Staus in Mombasa werden an diesem Samstag immer chaotischer und zeitraubender. Marlies und Günther sind froh, endlich angekommen zu sein und genießen die Ruhe und Einsamkeit auf Wanderers Farm.

Es ist Sonntag und wir fahren nach Jilore. Dort befindet sich ein historischer Friedhof. Auf diesem sind britische Missionare beerdigt, die Ende des 19. Jahrhunderts hier das Christentum verbreitet haben. Allerdings sind die Gräber und Grabsteine total von Dickicht überwuchert und man sollte sie als touristische Attraktion aufbereiten. Angrenzend an das Dickicht folgt nun der heute genutzte Friedhof, auf dem weit verstreut die typisch afrikanischen Betongräber liegen.

Die Jilore High School grenzt an diesen Friedhof. Diese Secondary School ist für Jungen und Mädchen, allerdings werden nur die Mädchen in einem Schlafhaus untergebracht, für die Jungen steht noch kein geeignetes Gebäude zur Verfügung.

Ein eigener sehr gepflegter Schulgarten, ein Fischteich und sogar eine kleine Ziegenherde sowie drei Kühe sorgen für gute Verpflegung während der Schulzeit.

Wir bereiten heute die zweite Hilfsaktion nach Hola vor. Auch in den letzten zwei Monaten hat sich nichts an den Straßenverhältnissen geändert, es ist eher noch schlimmer geworden. Marlies, Günther und ich haben die Anreise aber trotzdem gut überstanden. Allerdings hatten wir wegen einer Reifenpanne auf der Schotterpiste fünfundzwanzig Minuten Zwangsaufenthalt.

Nachdem wir in Hola angekommen sind und die üblichen Prozedere hinter uns haben, treffen wir Madam Alfelt, die stellvertretende Schulleiterin, denn Said Wachu, der Schulleiter ist noch in Mombasa, wird aber am Samstag in Hola eintreffen. Sie begrüßt uns freundlich und teilt uns mit, dass die schon vor zwei Monaten vereinbarte Versammlung mit den Eltern noch nicht bekannt gegeben wurde und sie es sofort veranlassen wolle, wenn wir den Termin noch einmal bestätigen. Natürlich taten wir das sofort und Madam Alfelt veranlasste alles für den nächsten Samstag.

Die bei unserem letzen Besuch angeforderten Dokumente liegen ebenfalls für uns bereit. Es ist wirklich nicht schwierig, anhand der Listen ein paar Kinder auszuwählen, denn es gibt nur eine handvoll, die unseren Auswahlkriterien entsprechen. Auch existieren schon ein paar Vorschläge von unserem örtlichen Gremium. Wir vereinbaren ein Treffen mit den Kandidaten für nächsten Freitag, denn dann wollen wir sie und ihre Familien kennen lernen und müssen einige Entscheidungen treffen.

Heute fahren wir nach Madogo, um den New Vision Kindergarten zu besuchen. Madogo ist ein Vorort von Garissa, liegt allerdings noch im Tana River Distrikt. Die Fahrt dorthin führt uns entlang der River Road bis Bura und dann auf der alten B8 bis nach Madogo. Die River Road ist eine Naturstraße und führt fast parallel des Tana Flusses, den man allerdings aufgrund des Bewuchses und auch der Entfernung zum Ufer nicht sehen kann.

Wir durchqueren kleinere Pokomodörfer, die rechts und links der Straße liegen. Das Landschaftsbild ist von üppiger Vegetation bis hin zu Halbwüste sehr abwechselungsreich. Nun erreichen wir Bura. Hier ist die „Kornkammer“ des Tana River Distrikts. Kilometerlange Bewässerungskanäle, mit Wasser vom Tana Fluss gespeist, durchziehen diese flache Landschaft. Allerdings ist momentan kaum Wasser in den Kanälen. Doch zum Wasser holen ist immer noch genug vorhanden.

Jetzt hat uns die B8 wieder. Nach ein paar Kilometern endet ein relativ angenehmer Asphaltstraßenbelag und eine mit Schlagloch an Schlagloch-Piste beginnt. Diese Straße ist noch schlimmer als der Streckenabschnitt zwischen Garsen und Mnazini. Es sind zwar nur 140 Kilometer bis Garsen aber wir benötigen dafür fast 5 Stunden. Stellenweise kommen wir nur im Schritttempo weiter. Am Nachmittag erreichen wir dann endlich Madogo.

Wir übernachten heute im Madogo Palace Hotel und fahren abends über die Tana Brücke nach Garissa ins Almond Resort zum Dinner. Als wir ein kaltes Bier bestellen, erfahren wir, dass es das hier nicht gibt, weil dieses eine alkoholfreie Lodge ist. Na dann eben nicht.
Das Essen war allerdings hervorragend und auch gar zu teuer. Eine tolle Urlaubsanlage mit westlichem Standard, nur ohne Gäste.


Es ist schon dunkel und wir stehen auf der Brücke zurück in den Tana River Distrikt. An dieser Landesgrenze werden wir von Soldaten angehalten, die uns nach den Pässen fragen. Ha, haben wir nicht dabei. Eine große Diskussion beginnt und Abdul unser Fahrer wollte schon einen seiner Verwandten anrufen, der angeblich ein hohes Tier in der Bezirksverwaltung ist.

Wir erklären dem diensthabenden Offizier, dass wir nicht gewusst haben, dass wir zum einreisen in den Garissa Distrikt die Pässe mitführen müssen. Der Soldat erklärt uns, dass die Passkontrolle nur bei der Ausreise aus dem Garissa Distrikt erfolgt. Unsere Reisedokumente liegen im Hotel, gleich drei Kilometer von der Grenzstation entfernt.

Wir sollen Abdul ins Hotel schicken, um unsere Pässe zu holen. Abdul sagt gleich, dass das nicht macht und er nicht einfach in unsere Zimmer gehen könne um unserer Pässe zu suchen und sie dann hier her zu bringen. Nach weiterer Diskussion einigen wir uns auf folgendes: Marlies darf mit Abdul zum Hotel fahren und Günther und ich blieben in Gewahrsam an der Polizeistation. Nach etwa einer halben Stunde sind die Beiden wieder zurück, wir zeigen unsere Pässe vor und dürfen weiterfahren.

Jetzt haben wir aber Durst auf ein Bier und da hier überwiegend Moslems leben, wird das etwas schwierig. Die Eigentümer unseres Hotels sind Somalis und da gibt es ja auch kein Bier. In der Nähe aber finden wir eine Kneipe, die einem Christen gehört. Übrigens ist das die Bar, auf die zu Ende des Ramadans ein Anschlag verübt wurde, weil an diesem Tag, einem moslemischen Feiertag, hier Alkohol ausgeschenkt wurde. Die Kneipe ist wieder halbwegs hergerichtet und man kann die Verwüstung nur noch durch die neuen Bauelemente erahnen.

Das Bier ist kalt und was wollen wir eigentlich mehr. Nach diesem aufregenden Abend mit dem leckeren Essen im „Almond Resort“ und dem abenteuerlichen „Grenzzwischenfall“ begeben wir uns zum „Madogo Palace Hotel“ zurück. Es läuft, wie kann es auch anders sein, der Fernseher, aber um 22Uhr wird auch dieser abgestellt und wir können fast in Stille einschlafen. Lala salama.

Es ist schon hell und wir sehen nur wenige Gäste. Das Frühstück kann man sich selbst zusammenstellen und in der Küche ordern. Wir bestellen Tee mit Brot und „Spanish Omelett“, Der Tee kommt in einer großen Kanne schon mit Milch verdünnt, dazu kann man Kakaopulver einstreuen und auch Zucker. Schmeckt gar nicht übel.

Zwei doppelte Scheiben Toast mit Marmelade bestrichen gehören als Beilage zum Omelett, welches in einer fettigen Pfanne mit auf dem Teller angerichtet ist. Geschmacklich aber total in Ordnung.

Heute Morgen fahren wir zum „New Vision Academy“ Kindergarten. Wir zwängen uns mit dem Kleinbus durch die engen rumpeligen Gassen hindurch. Der Kinderhort liegt mitten zwischen den kleinen Häusern und Hütten im Herzen von Madogo, wo uns Leiterin Rachel Hadira schon erwartet.

Der separate Küchenraum soll saniert werden und eine neue Kochstelle eingerichtet werden. Bisher wurden die Malzeiten hier auf offenem Feuer gekocht. Das erfordert jede Menge Feuerholz und mit einem neuen Kochsystem, das weniger Holz bzw. Holzkohle verbraucht, kann man so eine Küche auch wirtschaftlicher und umweltfreundlicher betreiben.

Da wir heute Nachmittag in Hola um vier Uhr schon wieder einen Termin haben, müssen wir uns nun verabschieden. Kwaheri Madogo.

Nach der Abzweigung auf die B8 endet auch die gute Teerstraße, die nach Nairobi führt. Wir bereiten uns wieder auf eine stundenlange Fahrt im Schneckentempo vor und sagen zu Abdul, er soll sein Bestes geben. Man merkt schon, dass er ein professioneller Fahrer ist und mit allen Straßenzustandsbedingungen sowohl als auch im Gelände zurecht kommt.

Eine Kamelherde lockert die langsame Weiterfahrt auf.

Ein paar Kilometer weiter entdecken wir im Gebüsch am Straßerand einen Gelbschnabeltoko, der mit Leichtigkeit zwischen den kräftigen Dornenspitzen umherturnt.

An der Abzweigung nach Bura endet für uns die Schlaglochpiste der B8 und wir biegen in die Naturstraße, die uns als River Road bekannt ist.

Auf einer langen geraden Strecke erspähen wir den Kadaver einer Zibetkatze, die wohl beim Überqueren der Straße mit einem Fahrzeug kollidierte. Etwas weiter, als wieder mehr Büsche am Straßenrand stehen, erblicken wir sogar einen Weißbauchlärmvogel. Rechtzeitig erreichen wir Hola und können uns etwas ausruhen.

Nun treffen wir Sozialarbeiter Ade Shedrack und John Duko zusammen mit den ausgewählten Kandidaten für das Weiterbildungsprogramm. Gemeinsam fahren wir zu den Familien, um ihnen das Förderprogramm zu erklären uns über ihr soziales Umfeld zu informieren. Nach einer kurzen Beratung stehen die ersten Teilnehmer für das Förderprogramm fest und wir freuen uns, dass wir diesen Kindern neue Wege in die Zukunft eröffnen können.

Heute am Samstag um 11 Uhr ist unser Meeting mit den Eltern der Laza Primary School. Dieses Treffen haben wir angesetzt, um auch die Eltern über weitere geplante Maßnahmen zu informieren und auch über das neue Weiterbildungsförderprogramm zu unterrichten. Doch zuvor besuchen wir noch den kleinen Harmony Junior Kindergarten, denn er bekommt heute seine neuen Bänke auf denen sofort Probesitzen stattfindet.

Die Elternversammlung fängt verspätet an und ist nach etwa drei Stunden zu Ende. Es wird allgemein und speziell über die immer währenden Probleme in und an der Schule gesprochen. Das Schulkomitee, der Schulleiter und die Eltern bedanken anschließend auch im Namen der Gemeinde und ihrer Kinder für die von Tarikih bisher geleistet Arbeit und bitten um weitere Unterstützung.

Als letzte Baumaßnahme an der Laza Primary School für diesen Sommer beginnen wir mit einem Zaun an der Hauptraße. Im nächsten Jahr soll dann der Zaun erweitert und ein entsprechendes Eingangstor errichtet werden.

Heute organisieren wir nur noch ein paar Moskitonetze für das Waisenhaus und begutachten die Malerarbeiten. Anschließend bereiten wir uns auf die Rückreise nach Malindi vor.

Wir sind auf der Teerstraße und fahren noch mit guter Geschwindigkeit nach Süden. Abdul hat über Funk von einer Umleitung gehört, die man alternativ für die Marterstrecke zwischen Mnazini und Garsen befahren kann.

Leider beginnt sie aber erst, wenn man schon fast die Hälfte davon zurückgelegt hat. Nicht alle haben soviel Glück wie wir.

Diese Naturstraße ist einspurig, führt in Richtung Delta und verläuft durch grünes fruchtbares Buschland mit kleineren Bäumen. Ab und zu sehen wir die aus Gras gebauten typischen Rundhütten von Flüchtlingen, die hier versuchen zu Überleben.

Kurz vor dem ehemaligen Handelszentrum Garsen erreichen wir die Zubringerstaße, die dann zurück zur B 8 führt. Diese Umgehung ist ein paar Kilometer länger und bringt aber auch keinen Zeitnachteil. Sie ist allerdings schöner zu fahren, aber nur wenn es nicht regnet, denn dann versinkt man hier im Schlamm.

Die Rückreise verläuft bisher problemlos und in Idsowe ist wieder Passkontrolle. Die Reisedokumente hatten wir sofort griffbereit und die Soldatin kontrollierte mit einem Zettel unsere Reisepassnummern.

Wir dürfen weiterfahren und erreichen nun die Bezirksgrenze zum ehemaligen Malindi Distrikt, der jetzt Kilifi County heißt und verlassen offiziell das Tana River County. Dieses Mal erreichen wir Wanderers Farm im Hellen und sind zufrieden, dass wir diese „Zeitreise“ mal wieder gut überstanden haben.

An einem der nächsten Tage sind wir in den Kindergarten von Kwaupanga eingeladen. Die 60 Kinder und einige Gemeindemitglieder erwarten uns schon. Im Vorfeld haben wir hier Baumaterial für Wandreparaturen und für neue Fenster gesorgt. Die neuen Bänke sind mittlerweile auch fertig, müssen allerdings noch gestrichen werden.

Damit die Schülerinnen und Schüler an der Jilore High School endlich ihr Mittagessen im Sitzen einnehmen können, lassen wir dafür noch 10 Tische und 20 Bänke anfertigen.

Demnächst sieht die „Dining Area“ doch schon etwas besser aus, die Kinder freuen sich jetzt schon darauf.

Kwaheri. Bis zum nächsten Mal.

Roland Ströder


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