Tarikih unterwegs (20)

Frühjahrs-Hilfsaktion 2012

Die Trockenheit macht sich auch in Malindi und Umgebung immer stärker bemerkbar. Wasserknappheit. Einige Stadtteile sind zeitweise ohne Wasser.

Die Temperaturen liegen bei 36° C im Schatten. Tiere verdursten, Vögel fallen einfach vom Himmel, vor Erschöpfung.

Der Lake ChemChem, vor drei Jahren gab es dort noch Flusspferde, ist nun vollends ausgetrocknet, aber auch die Zersiedelung durch wilden Ackerbau und Abholzung der Umgebung verstärken dieses Problem umso mehr.  

Dry Lake ChemChem

Im Hinterland sieht man nur ausgedörrtes Land und abgestorbene Pflanzen.

Nur wenige sehr robuste Büsche und Bäume tragen noch etwas Grün.

Kein Regen, schon seit Dezember letzten Jahres.

Trockenes Buschland

Die Straßenverhältnisse haben sich hier nicht geändert und so fahren wir mit genügend Wasserreserven und Notrationen die gewohnte Straße von Malindi über die noch anfangs gute reparierte B8 bis zur Abzweigung nach Garsen.

Dann beginnen die härtesten 20 Kilometer dieser Strecke.

Die alte Teerstraße ist übersäht mit metergroßen und bis zu 20 Zentimeter tiefen Schlaglöchern, die nur eine Slalomfahrt im Schritttempo zulassen.

Tiefe Schlaglöcher

Endlich beginnt die Schotterpiste, dort können wir wieder etwas Fahrt aufnehmen und kommen mit 60 bis 80 Stundenkilometer ganz gut voran.

Die rasante Fahrt wirbelt ganz schön Staub auf und das merken wir auch, wenn uns mal ein Fahrzeug entgegenkommt.

Staubige Piste

Marlies lässt sich davon nicht stören und liest in aller Ruhe ihren Roman.

Unser Begleitschutz sitzt gelangweilt auf den hinteren Sitzen.

Marlies liest

Die Straßenbauarbeiten sind im vollen Gange und endlich erreichen wir die letzten 27 Kilometer, die uns mit einer neuen Asphaltdecke begrüßen.

Mit diesem Geschwindigkeitsdurchschnitt erreichen wir Hola in weniger als 4 Stunden.

Endlich Teerstraße

Auf dem Weg zu unserer Unterkunft kommen wir an der Schule vorbei.

Dort setzen die Handwerker die letzten Steine zum neuen Wassersystem für die Toiletten.

Morgen werden wir uns das in Ruhe mal ansehen.

WasserhausProjekt

Herzliche Begrüßung mit warmer Cola bei Dukos. Dann richten Marlies, Günther und ich das Zimmer für unseren Aufenthalt her.

Moskitonetz, Tisch und Stühle, Dusche usw.

Die Dusche konnte leider noch nicht vorbereitet werden, da heute kein Wasser fließt. Aber morgen kommt ja wieder Wasser, sagt Lina. Sawa sawa, in Ordnung.

Der nicht wirklich kühlere Abend zieht uns wie immer in Seeths Biergarten, wo es tatsächlich kalte Getränke gibt.

Am nächsten morgen läuft das Wasser tatsächlich wieder ununterbrochen und wir können unsere Campingdusche auffüllen.

Schon am frühen Morgen wäscht auch Vater John Duko seine beiden kleinen Söhne mit der so genannten „Kinderdusche“.

Kinderdusche

Beim Morgenappell versammeln sich über 1400 Schülerinnen und Schüler auf dem Schulhof.

Es dauert etwa eine halbe Stunde, bis aus dem Getümmel von großen und kleinen Kindern dann doch alles geordnet steht.

Das erinnert mich stark an militärischen Drill.

Morgenappell

Unser Besuch an der Schule löst wie immer große Freude bei den Kindern und dem Lehrpersonal aus.

Alle wollen uns die Hand schütteln.

Nach dem obligatorischen Eintrag ins Gästebuch beginnen wir mit der Inspektionsrunde.

Die Mängel, die wir auf unserem letzten Besuch festgestellt hatten, wurden weit gehend behoben.

Bis auf das Plastiktütenabfallproblem. (generelles afrikanisches Problem)

Um dieses in den Griff zu bekommen, werden fieberhaft Lösungen gesucht.

Auch wir arbeiten daran.

In der Klasse

Die Wasserhausidee ist, Verbesserung der hygienischen und sanitären Verhältnisse dadurch, dass die Kinder unter fließendem Wasser nach dem Toilettenbesuch ihre Hände waschen können.

Es waren einige Tests erforderlich, wie wir dieses am Besten lösen.

Händewaschanlage

Fast alle Schülerinnen und Schüler haben noch nie in ihrem Leben einen Wasserhahn gesehen und wissen gar nicht damit umzugehen.

Die müssen das erst noch lernen. Gruppenweise sollen die Lehrer ihren Schülern dieses System erklären.

Ob das in Zukunft funktioniert, werden wir bei unserem nächsten Besuch sehen.

Lernen

Nachdem wir uns mit der Steuerung und Benutzerfreundlichkeit des neuen Wasserhausprojekts vertraut gemacht haben, kommen wir nun zur offiziellen Übergabe an die Gemeinde.

Maria Biziko von der Schulleitung übernimmt mit großer Freude dieses einzigartige Wassersystem mit folgenden Worten:

Übergabe

„Die Laza Primary School ist nicht nur die größte Lerneinrichtung im Tana River Distrikt, sie hat auch jetzt als einzige Schule dieses wunderbare Händewaschsystem für seine Schülerinnen und Schüler. Das hat sogar Vorbildcharakter für andere Schulen im Distrikt.“

„Dafür danken wir Tarikih sehr, denn damit haben wir den Hygienestandard auf ein sehr hohes Niveau angehoben und andere Schulen würden dieses gerne kopieren.“

Auch in der Schulküche hat sich einiges getan. Eine neue Kochstelle wurde installiert.

Der Kessel mit der Feuerstelle ist so riesig, dass er mich sofort an die Karikaturen vom frühen tiefsten Afrika erinnert, als hier noch Kannibalismus herrschte, und die ersten weißen Entdecker im Kochtopf landeten.

Wie auch immer, die fast 1500 Kinder haben ja Hunger.

Kochtopf

Den Kindergarten der Laza Primary School beglücken wir heute mit einigen druckfrischen Lerntafeln.

Auch haben wir 15 neue Bänken bauen lassen, die sofort positioniert und besetzt werden.

Kindergarten

Jetzt fehlen nur noch die Besuche bei den Gastgeberfamilien für unser nächstes Workcamp.

Ali Ware, Scholar Komora, Ruth Naomi und die Dukos. Wir haben alle aufgesucht und sie freuen sich jetzt schon, im Sommer unsere Workcamp-Teilnehmer zu beherbergen.

Kwaheri. Bis zum nächsten Mal.

Roland Ströder


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