Frühjahrs-Hilfsaktion
2011 |
In
Malindi
Es
ist dieses Mal noch etwas wärmer als letzten Herbst. 34°C,
schon am frühen Morgen läuft uns der Schweiß aus
allen Poren.
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Gemächlich
erledigen wir in Malindi den Einkauf der Lebensmittelrationen für
unsere Schulkinder.
Und
wie immer ist Sophie uns dabei eine große Hilfe. |
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Als
ich die Ware überprüfe bemerkt Marlies:
"Die
Kinder werden sich bestimmt freuen, mal wieder etwas anderes zu
essen, als immer nur Bohnen und Mais vom World-Food-Program". |
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Nachdem
die schweren Säcke mit Reis und Erbsen im Auto verstaut sind,
freut sich Günther, dass alles so gut klappt.
Nun
können wir ja nach Hola aufbrechen. |
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Das
zusätzliche Gewicht der schweren Säcke lässt das
linke Hinterrad etwas alt aussehen und unser Fahrer Abdul entscheidet
noch vor der Abreise nach Hola, einen neuen Reifen zu kaufen. Der
alte hätte diese Safari nicht überstanden, sagt er. Sicher
ist sicher. Radwechsel |
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Aufgrund
dieser Verzögerung starten wir erst gegen 11 Uhr.
Wir
hoffen allerdings, dass die Straßenverhältnisse sich
ein wenig gebessert haben. Wir werden sehen. |
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Fahrt
nach Hola |
Wir
haben Malindi endlich hinter uns gelassen und nach etwa einer halben
Stunde müssen wir die Straße auf einer Umleitung folgen.
Es
ist die Stelle, an der vor mehr als einem Jahr die letzte große
Regenflut die gesamte Trasse fortgespült hat und eine provisorische
Stahlkonstruktion die defekte Fahrbahn überbrückt hat.
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Dieses
Stahlprovisorium wird nun wieder entfernt und die eigentliche Straßentrasse
im Ganzen neu errichtet.
Dabei
werden unter der Straße große Durchlässe eingebaut,
dass zukünftige Wassermassen ungehindert durchströmen
können. |
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Wieder
zurück auf der richtigen B 8 Teerstraße erwarten uns
riesige Schlaglöcher, denen Abdul souverän durch Slalomfahrt
ausweicht.
Nach
einer weiteren halbe Stunde erreichen wir die Distriktgrenze mit
der Polizeistation.
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Terroristische
Aktivitäten der Al Shabaab Organisation und aktuelle Unruhen
in Somalia direkt an der kenianischen Grenze haben die Truppen
dort in Alarmbereitschaft versetzt. Es hat dort Anschläge und
auch Tote gegeben.
Um
die Grenze noch besser zu sichern wurden zusätzliche Soldaten
aus dem ganzen Land dort hin entsendet. Bis jetzt sind mehr als
dreitausend somalische Flüchtlinge in Mandera registriert.
Deswegen
haben die hier wahrscheinlich Personalprobleme und bitten uns, an
der Idsowe Hill Station die Begleitschutzeskorte aufzunehmen.
Als
wir dort ankommen, müssen wir feststellen, dass hier auch keine
Bodyguards für uns zur Verfügung stehen. Wir setzen unseren
Weg nach Hola fort, ohne die sonst üblichen bewaffneten Begleiter.
Die
Teerstraße endet bald und auf staubiger Piste rattern wir
weiter nach Norden.
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Wir
erreichen die erste Brücke bei Mnazini und mittlerweile führt
die Piste ja darüber hinweg.
Allerdings
nur Schotterbelag aber immerhin schneller als auf der staubigen
Naturstraße, die mit ihren tiefen Fahrrinnen und Löchern
nur Schritttempo zulässt. Schotterpiste |
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Die
Brücke bei Baomo ist ebenfalls befahrbar.
Das
spart uns etwas Zeit, so denken wir, aber schon müssen wir
die neue Trasse leider wieder verlassen, um uns parallel der Baustelle
erneut durch die staubigen Lehmrillen nach Norden zu quälen.
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Das
langsame Vorankommen hat auch seine Vorteile. So erblicken wir plötzlich
an der linken Seite einen großen Kudu. Ein Männchen.
Diese
riesigen und sehr scheuen Antilopen sehen wir hier in der Nähe
des Affenwaldes fast jedes Mal. Vor 6 Monaten ist uns sogar ein
Weibchen mit einem Kalb über die Piste gesprungen.
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Kudus
leben in den trockenen Buschsavannen, sind allerdings auf einen
Zugang zum Wasser angewiesen. Das korkenzieherartige Gehörn
wird beim großen Kudu mehr als eineinhalb Meter lang. |
Am
Horizont sehen wir eine riesige goldrote Staubwolke, die gar nicht
verwehen will. Als wir näher kommen, erkennen wir die Ursache.
Hier wird neben der Straße Erdreich ausgebaggert und auf
große Laster geladen.
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Diese
Erde wird dann zur Fahrbahntrasse gebracht und von Bulldozern verteilt,
glatt gemacht und anschließend von schweren Walzen komprimiert.
Wie
viele Jahre wird es noch dauern, bis wir mal ganz entspannt nach
Hola fahren können? Auf jeden Fall ist das wieder ein Anfang.
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Was
ist das? Etwa 25 Kilometer vor Hola dürfen wir auf einer frisch
geteerten Fahrbahn fahren. Allerdings nur 15 Kilometer, aber wir
können etwas Zeit aufholen.
Dann
müssen wir wieder runter auf die parallel verlaufende Lehmpiste
und wir verlieren wieder an Geschwindigkeit. |
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Dennoch
erreichen wir Hola nach etwa 4 Stunden. |
In
Hola Auf
dem Weg zu John Duko fahren wir an unserer Schule vorbei. Am alten
Bürgermeisterhaus angekommen, wie immer ist John nicht da, empfängt
uns seine Frau Lina mit der üblichen Zeremonie. Die Kinder helfen
beim Ausladen des Gepäcks. |
Unser
Raum ist bis auf Moskitonetze vorbereitet und sauber. Nur für
Abdul haben wir dieses Mal kein geeignetes Zimmer und so zieht er
es vor, sich im Ort eine Bleibe zu suchen.
Wir
kaufen noch drei Moskitonetze und montieren diese noch schnell über
unsere Betten bevor es dunkel wird. |
Noch
rechtzeitig vor Eintritt der Dunkelheit entdecken wir den Skorpion,
der an der Wand über meinem Bett hängt.
Bei
dem Versuch ihn einzufangen, landet er auf meiner Schulter. Schleunigst
gehe ich aus dem Zimmer und Günther klopft ihn von meinem Hemd.
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Jetzt
können wir endlich etwas ausruhen. |
Das
Abendessen ist wie immer reichlich und lecker, aber dieses Mal gibt
es etwas Besonderes. So zartes Fleisch sind wir gar nicht gewohnt
hier in Hola.
Ziegengulasch
kann das nicht sein und auf unsere „Lecker-lecker-zart-zart-Äußerung“
kam prompt die Antwort von Lina: „Dik-Dik“. Dik-Diks
gehören zu den kleinsten Antilopen der Welt.
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Die
nur etwa fünfunddreißig Zentimeter großen Tiere
leben in trockenem dichten Wald- und Buschgelände und sind
noch sehr zahlreich hier im Tana River Gebiet. Das Fleisch ist wirklich
so zart wie Schweinefilet. Offiziell ist es nicht erlaubt, diese
niedlichen Antilopen zu jagen, jedoch hat es uns trotzdem sehr gut
geschmeckt. |
Anschließend
genehmigen wir uns noch ein paar Tusker baridi (kalte
Bierchen) in der Karumaindo Bar und begeben uns dann endgültig
zur Nachtruhe. Lala
Salama. |
Zur
Schule Heute
erwartet uns wieder ein neues Gesicht. Der Headmaster hat mal wieder
gewechselt. Alle 2 Jahre werden hier die Schulleiter ausgetauscht.
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Der
neue heißt Said Ware Wachu und macht wie alle seine Vorgänger
einen guten Eindruck auf uns. Mal
sehen was er so innerhalb seiner „Amtszeit“ bewegen
kann?
Das
Schulkomitee ist auch fast vollständig vertreten und nach einer
kurzen Vorstellungsrunde können wir auch gleich mit unserem Besprechungsprogramm
beginnen. |
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Alle
Anwesenden sind sich darüber einig, dass die Schule in der
jetzigen Konstellation aus allen Nähten platzt. Die Laza Primary
School ist die größte Grundschule im gesamten Distrikt
und kann den ständig wachsenden Bedarf an Unterrichtsplätzen
nicht mehr decken. Zurzeit sind mehr als 1400 Kinder gemeldet und
das Schulministerium hat zugesagt, eine kurzfristige Lösung
herbeizuführen.
Mit
öffentlichen Geldern sollen auf der gegenüberliegenden
Straßenseite, dort wo die Schulküche steht, neue Klassenräume
entstehen, also eine ganz neue Schule gebaut werden. Geplant ist,
dass dann aber immerhin noch 800 Kinder an unserer Schule verbleiben. |
Wir alle sind zuversichtlich und begrüßen dieses neue
Konzept, aber bis dahin wird noch viel Wasser den Tana hinunter
fließen.
Schulpatron
John Duko ist besonders optimistisch und denkt, dass in diesem Jahr
mit dem Schulneubau angefangen wird. |
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In
Kenia ist die Justiz auch nicht schneller als bei uns und so haben
wir bis heute noch keinen richterlichen Beschluss über die
exakte Grenzführung des Schulgrundstücks.
Das
hohe Gericht in Mombasa hat sich mal wieder vertagt aber der Anwalt,
der von der Gemeinde beauftragt wurde, ist sehr zuversichtlich und
meint, dass der Fall klar sei und bald mit einem positiven Richterspruch
zu rechnen ist. Pole pole.
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Noch
ein kurzer Besuch in der Schulküche, wo gerade wieder die Kinder
ihr Mittagessen in Empfang nehmen.
Mittlerweile
steht noch ein dritter riesiger Topf auf einer neuen Feuerstelle
und da Wochenende ist, lagern wir die mitgebrachten Lebensmittelrationen
im Küchenlager ein. |
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Anschließend
besichtigen wir die neuen Toilettenhäuser, bei denen wir im Großen
und Ganzen keine Beanstandungen haben. |
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Die
Reparaturarbeiten am alten Mädchentoilettenhaus wurden auch
zu unserer Zufriedenheit ausgeführt.
Nun
kann das Wasserhaus gebaut werden. |
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Für
heute verabschieden wir uns von der Schule und der Tag ist auch schon
fast vorüber und wir haben einfach nur Durst. |
Am
nächsten Tag besuchen wir die Baufirmen, die ja für die
Fertigstellung der Toilettenhäuser noch einen Restbetrag Geld
zu bekommen haben. Wie immer gibt es dort kalte Getränke und
die nehmen wir auch wirklich gerne an.
Wir
erledigen die finanziellen Dinge und alle sind zufrieden. Nachdem
noch ein paar technische Einzelheiten geklärt sind, geben wir
nun das Wasserhaus in Auftrag.
Dieses
wird eine gravierende Veränderung der hygienischen Verhältnisse
auf den Toiletten bewirken und wird sich auch auf dem gesamten Schulgrundstück
bemerkbar machen.
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Mit
dem gesammelten Brauchwasser können dann zum Beispiel die Bäume
und Büsche gewässert werden.
Die
Pflanzen leiden ganz besonders in den Trockenperioden und bisher
war es immer sehr mühselig, das Wasser in Kanistern dort anzukarren.
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Doch
nun etwas zur Schule selbst. Von allen Grundschulen im Tana River
Distrikt liegt die Laza Primary School trotz ihre Größe
und Probleme an fünfter Stelle. Das ist für eine einfache
Landschule wie diese eine gute Position. Nur Privatschulen haben da
einen besseren Rang. |
Wir
alle können stolz darauf sein einen gewissen Beitrag geleistet
zu haben, dass die ersten Schülerinnen und Schüler zum KCPE
(Kenya Certificate of Primary Education) zugelassen wurden und ihre
Abschlussprüfungen gemacht haben. |
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Diese
Examen müssen alle Grundschüler nach 8 Jahren erfüllen,
um auf weiterführende Schulen gehen zu können.
Wir
gratulieren den Absolventen der Standard 8 und wünschen ihnen
für den weiteren Lebensweg viel Glück, Erfolg und alles
Gute.
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Traditional
Pokomo Dance und Einbaum Trip
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Es
ist Wochenende und wir haben etwas Zeit. Da wir noch nicht am Fluss
waren, haben wir für heute geplant, uns die braunen Fluten
anzusehen.
Saidho,
mein langjähriger Pokomofreund und Guide, hat für uns
eine besondere Überraschung vorbereitet.
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John
Duko und Shaibu führen uns über einen Trampelpfad durch
die mit Bäumen und Büschen bewachsene Flussufervegetation.
Nach
etwa 15 Minuten erreichen wir eine schmale Lichtung zum Tana und
vor uns beginnt eine bunt geschmückte Tanzgruppe sich zum Rhythmus
der Trommeln zu bewegen und zu singen. |
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Das
ist aber noch nicht alles. Die Überraschung ist perfekt. Nachdem
die Gesänge verstummen und wir näher zum Ufer kommen, entdecken
wir dort 2 Einbäume. |
Saidho
erzählt nun etwas von den Pokomos, ihrer Tradition und lädt
uns zu einem einzigartigen Erlebnis auf dem Tana ein.
Nach
einem kurzen Gebet von Shaibu bewegt sich die gesamte Gruppe zu
den Einbäumen. |
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Günther
wird nun mit den Trommlern und einigen der Tanz- und Gesangsgruppe
in den großen Einbaum steigen. Marlies und ich besteigen das
kleine Baumstammboot. Wir stoßen vom Ufer ab und plötzlich
beginnen Trommeln und der Gesang erneut. |
Eine
tolle Akustik, das Echo hallt vom Steilufer zurück. Ein unbeschreibliches
Erlebnis (Gänsehautfeeling).
Ich
glaube, wenn noch Platz im Boot gewesen wäre, hätten die
hier auch noch getanzt. |
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Gemächlich
treiben wir mit Trommeln und Gesang flussabwärts.
Andere
Pokomos, die zufällig rechts und links am Ufer in ihren Gärten
arbeiten oder Wasser holen, werden von diesen fröhlichen Gesängen
infiziert, stimmen mit ein und tanzen ebenso an der Uferböschung.
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Wir
treiben weiter an einigen Lehmhütten vorbei.
Dann
passieren wir den Ferry Point von Hola, an dem auch viele fröhliche
Menschen mitmachen und uns zuwinken.
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Unsere
Flussreise verläuft fast bis zum Sandhafen, als sich Saidho plötzlich
von uns verabschiedet und mit einem Hechtsprung aus dem Einbaum in
die braunen Fluten springt. Marlies und ich treiben nun führerlos
direkt ans Ufer. |
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Als
wir das Steilufer hinauf klettern, werden wir von einer riesigen,
jübelnden Menschenmenge begrüßt.
Eine
Athmosphäre wie auf einem Volksfest. |
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Der
Sandhafen ist die Stelle, an der kräftige Männer mit großen
Eimern tauchen und Sand aus dem Fluss holen.
Im
Laufe der letzten Jahre und aufgrund der zunehmenden baulichen Aktivitäten
in und um Hola wird immer mehr Bausand benötigt.
Dadurch
hat sich eine kleine Sandindustrie entwickelt und die Männer
verdienen sich so etwas Geld für ihren Lebensunterhalt. |
Wir
glauben, dass die Überraschung hier zu Ende ist aber das ist
falsch.
Wenn
die Pokomos einmal angefangen haben zu feiern, dann hören sie
so schnell nicht auf.
Am
Ufer auf dem flachen Platz unter Schatten spendenden Mangobäumen
wird weiter getrommelt, gesungen und getanzt. |
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Auch
wir Wazungu (Weiße) werden dazu aufgefordert und sind somit
auch ein Teil des bunten fröhlichen Treibens.
Natürlich
auch zur Belustigung aller anderen Beteiligten. |
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Eine
tolle Überraschung, die sich Saidho da hat einfallen lassen.
Wir bedanken uns für diesen kleinen Ausflug in das traditionelle
Pokomoleben.
Dieses
lebendige Ereignis wird bestimmt für uns unvergesslich bleiben.
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Drei
aufregende Wochen sind viel zu schnell vergangen und wie immer startet
unser Flieger an diesem Morgen von Mombasa nach Düsseldorf.
Schon
jetzt planen wir den nächsten Aufenthalt in diesem einmaligen
Land. |
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