Tarikih unterwegs (17)

Herbst-Hilfsaktion 2010

Abflug
Schon im Vorfeld musste ich mit Bedauern feststellen, dass Airberlin, aber auch andere Fluggesellschaften, die kostenlose Mitnahme von so genanntem Charity Gepäck bis 30 kg von ihrer Serviceliste gestrichen haben.

Das bedeutet, dass die kostenlose Mitnahme von Hilfsgütern jeglicher Art nun nicht mehr möglich ist.

Auch haben sich die Einfuhrbestimmungen in Kenia auch gerade für solche Dinge grundlegend geändert und man benötigt für bestimmte Waren spezielle Dokumente zur zollfreien Einfuhr.

Zoll-Einfuhr-Erklärung

Zurzeit gehen keine Airberlin Direktflüge nach Mombasa. Der Flug von Düsseldorf nach München hat wie schon an den Monitoren angekündigt mehr als eine halbe Stunde Verspätung. Beim Einchecken wurde aber allen Passagieren zugesagt, dass der Flieger nach Mombasa in München auf jeden Fall wartet. Mir ist es nur recht so, denn das verkürzt außerdem die Wartezeit in München.

Leider verspätet sich der Abflug in München auch und dadurch verlängert sich nun wieder die erhofft verkürzte Aufenthaltszeit. Man kann nicht immer erster Sieger sein.

Nach der üblichen Boardingprozedur warten wir nun auf die Startfreigabe des Münchener Towers.

Endlich ist es soweit und mit vollem Schub startet der Airbus 300/330 in den mit Wolken behängten Nachthimmel.

Nachthimmel
Angenehm bewölkt 

Das Wetter in Mombasa scheint heute nicht so heiß wie beim letzten Mal. Der Himmel ist stark bewölkt, was mir eigentlich nicht unangenehm erscheint.

Aber auch hier ändert sich das Wetter genauso wie bei uns und nach ein paar Stunden ist es wieder brüllend heiß.

Schon 32 Grad  auf demThermometer

Fahrt nach Hola

Wir haben ein neues Fahrergesicht.

Abdul wird mich nach Hola begleiten. Das reparierte Teilstück der B8, an der die letzte große Regenflut die Straße fortgespült hat, wird schon wieder repariert. Unzählige Schlaglöcher sind ebenfalls ständige Begleiter auf diesem „Highway“.

Abdul Shemaka
  Wie immer müssen wir am Polizei Check die bewaffnete Eskorte mitnehmen. Nach einer kurzen Diskussion mit dem Wachhabenden einigen wir uns auf nur eine Begleitperson.

Der Straßenzustand hat sich im Vergleich zum letzten Mal nicht geändert, außer, dass die Brücken bei Mnazini und Baomo nun befahrbar sind.

Das ist ja immerhin schon ein Fortschritt. Wir wollen hoffen, dass diese den wilden Wassermassen in der Zukunft standhalten.

Fertige Brücken

Die Naturstraße ist weiterhin in einem katastrophalen Zustand und der Staub dringt wie immer durch alle Ritzen ins Fahrzeug. Bei Hara verlassen wir die katastrophale Hauptpiste und hoffen auf einen besseren Straßenzustand.

Es sieht ganz so aus und wir können ein bisschen Speed machen. Diese Route führt uns parallel entlang des Tana Flusses und berührt die dort liegenden Dörfer.

Endlich angekommen

Nach 5 1/4 Stunden, erreichen wir unser Ziel in Hola. Unsere bewaffnete Eskorte bringen wir wunschgemäß zur Abfahrt des Highways B8. Komisch, sonst wollen die Soldiers immer erst in die Kneipe.

Die Zimmerfrage in Hola ist für uns geklärt und John Duko ist wie immer nicht da. Seine Frau Lina empfängt uns mit der üblichen Zeremonie.

Die Kinder helfen beim Ausladen des Gepäcks.

Nachdem Abdul und ich die gewohnten Räume etwas auf uns persönlich eingerichtet haben ruhen wir etwas aus.

Das Abendessen ist wie immer reichlich und lecker. Wir legen uns schlafen.

Kids

Während der Nacht höre ich Geräusche, die ich hier so zum ersten Mal wahrnehme. Es sind Hyänenrufe, die der Wind aus dem umliegenden Busch zu uns herüber trägt.

Durch die anhaltende Trockenheit finden die Tiere in der offenen Buschlandschaft nicht mehr genügend Beute und nähern sich deswegen den Ziegenverschlägen.

Hyena

Wie erst kürzlich berichtet wurde, hatte ein Rudel von nur 5 Hyänen hier in der Nähe ein Massaker unter 260 Ziegen angerichtet. Kurz zuvor wurden auch ein Junge und seine Mutter von Hyänen angegriffen. Beide wurden im Hola Distrikt Krankenhaus behandelt und sind nun wieder wohlauf.

Zur Schule

Shaibu, unser „Mädchen für alles“, lädt unsere anderen Partner zu einem gemeinsamen Treffen vor Ort an der neuen Toilettenbaustelle ein.

Wir sind pünktlich, doch einige haben wahrscheinlich noch nicht „die Uhr umgestellt“!? Ausreden haben sie überall und immer wieder.

So nach und nach trudeln alle ein und wir können beginnen. Wir stehen an der 5 Meter tiefen, 10 Meter langen und 2,50 breiten Baugrube des zweiten Mädchentoilettenhauses, welche schon mit der Ausmauerung der Sickergrube guten Fortschritt hat.

Da die Baugrube nicht richtig gesichert war, rutschte eine Seite des sandigen Bodens ab und zerstörte eine frisch gemauerte Wand.

Zum Glück befand sich in diesem Augenblick niemand in der Grube, es hätte Tote geben können.

Grube

Zunächst klären wir die Einzelheiten für das neue Toilettenhaus und wie es mit dem alten verbunden werden soll. Auch die zukünftige Wasserleitung wird angesprochen und die technischen Einzelheiten erörtert. Anschließend findet das Meeting mit dem Schulkomitee im Schulleiterbüro statt.

Das Gremium ist nicht ganz vollzählig, aber wir fangen trotzdem an. Hier spreche ich über unsere weiteren Pläne und Visionen und frage nach der aktuellen Lage der Grenzstreitigkeiten und nach dem Stand der Dinge bezüglich des Gerichtsbeschlusses zur Evakuierung der Landbesetzer.

Mir wurde verkündet, dass alles in bester Ordnung sei und bald eine Anhörung beim obersten Gerichtshof in Mombasa stattfindet. Noch kurz vor meiner Abreise erfahre ich vom Rechtsanwalt persönlich, dass der Gerichtstermin in Mombasa am 23. November stattfindet. Sollte dann der Vollstreckungsbefehl erteilt werden, ist die Polizei beauftragt, die „Siedler“ aufzufordern das Schulgrundstück zu verlassen, notfalls mit Gewalt. Bin mal gespannt, wie das so ablaufen wird.

Die vielen Briefe von der Hinseler Schule aus Essen haben wieder großen Anklang beim Lehrerkollegium und besonders bei den Schülerinnen und Schülern gefunden. Zwei Tage später erreichten mich jede Menge Antworten, die ich wie immer mit nach Deutschland zur Hinseler Partnerschule bringe.

Gebäudebegehung

Wir begutachten die Verandapodeste, die wir aufgrund der Erosionsschäden rund um die Klassenräume haben anfertigen lassen.

Neue Veranda

Die Handwerker haben hier wirklich gute Arbeit geleistet und ich bin mit dem Ergebnis zufrieden. Es sieht aus wie Platten, ist aber mir Rillen versehener Betonboden.

Im Großen und Ganzen ist der Rest soweit in Ordnung.

Es sieht aus wie Platten
Da an der Laza Primary School zurzeit Examen abgehalten werden, wollen wir den Unterrichtsbetrieb nicht unnötig stören und verlassen den Schulbereich wieder. Anschließend fahren wir zu den Bauunternehmern, um die finanziellen Dinge abzuwickeln.

Kindergarten

Am nächsten Tag fahren wir nach Madogo, um dem dortigen Kindergarten einen Besuch abzustatten.

Als wir in der „New Vision Academy“ eintreffen begrüßen uns die Kinder mit lauten Vorschulgesängen.

Die Kleinen mit ihren Lehrerinnen

Nun brauchen die Kleinen in den zwei Räumen nicht mehr auf dem Boden sitzen und können vernünftig auf die Schule vorbereitet werden.

Auch der Anstrich der Räume innen und außen wird sich bestimmt positiv auf die gesamte Lernumgebung auswirken.

Sie lassen sich nicht stören

Hola District Hospital

Nun geht es zum Hola Distrikt Krankenhaus, denn wir haben erneut von Fa. Heine optische Kleingeräte für die Hals-Nasen-Ohrenärzte dabei.

Da der Stationsarzt nicht anwesend ist, haben wir Verwaltungsleiter Patrick Terer die Othoskope übergeben. Dankeschön.

Abschied

Am nächsten Morgen noch einen flüchtigen Abschiedsbesuch beim Schulleiter. Dieser kann mich dann doch noch zu einem kurzen Grußwort an die Eltern überreden, die in einem der Klasseräume sitzen und schon warten.

Die Pokomos begrüßen mich wie immer mit ihren traditionellen Formeln und ich werde gebeten, ein paar kurze Worte an die Menge zu entrichten. Dabei erzähle ich ihnen von den neuen Toilettenhäusern, von dem Wasserhaus und von weiteren Klassenräumen.

Auch erinnere ich noch einmal an die Ernsthaftigkeit der Lage um die Grenzen des Schulgrundstückes sowie der ungebetenen „Siedler“. Die Eltern sind fest entschlossen bereit dafür zu kämpfen.

Jetzt aber: Kwa Heri. Auf Wiedersehen.

Bis bald mal wieder in Hola, wir haben hier ja noch so viel zu erledigen.

Rückfahrt

Schon sind wir wieder auf der Hoppelpiste und rappeln in Richtung Süden.

Am späten Nachmittag treffen wir in Malindi ein. Abdul ist mir ein umsichtiger, guter Fahrer und Weggefährte gewesen.

Malindi am Alten Markt

Der Rückflug...

...ein Direktflug von Mombasa nach Düsseldorf, startet auch mit einer halben Stunde Verspätung.

Auf der linken Seite sehen wir bald den fast 6000 Meter hohen Kilimanjaro.

Die einstige Schneekappe ist kaum noch zu erkennen.

Kilimanjaro

Da der Flieger nur halbvoll besetzt ist, können sich viele Passagiere auf den mittleren Sitzen hinlegen und sich ein paar Stunden lang ausstrecken. Ich habe es auch getan und genossen.

Richtig schlafen kann man das zwar nicht nennen, aber es ist ein bequemeres Ruhen, als wenn man im engen Flugzeugsessel sitzt.

Halbvoller Flieger

Kwaheri. Bis zum nächsten Mal.

Roland Ströder


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