Frühjahrs-Hilfsaktion
2010 |
Gefährdeter
Abflug
Der
Airberlinflug von Düsseldorf nach Mombasa ist zum Einsteigen
bereit und Marlies, Günther und ich, wir freuen uns, dass
es nun endlich in die Wärme geht. Nachdem alle Passagiere
an Bord sind und die Startvorbereitungen abgeschlossen sind, muss
der Start wegen starkem Schneefall verschoben werden.
Die
Stimme aus dem Cockpit erzählt, dass zu viel Eis und Schnee
auf der Startbahn läge und das müsse erst fortgeräumt
werden. Durch die kleinen Flugzeugfenster sehen wir die weißen
Flocken, wie sie wild und munter durcheinander tanzen und so stellen
wir uns auf eine längere Wartezeit ein.
Nach
etwa 1 Stunde heißt es dann doch für uns: “Clear
for Take Off“ und alle sind heilfroh, die Nacht nicht in
Düsseldorf verbringen zu müssen.
Sehr
heiß
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Wir
sind in Kenia. Wenn ich mich recht erinnere, war es in den letzten
8 Jahren nicht so heiß wie im Moment. Schon kurz nach Sonnenaufgang
klettert das Thermometer rasch auf +35°C im Schatten. Allerdings
sinkt die Temperatur bei geschlossener Wolkendecke um etwa zwei
bis drei Grad. Schon dieser kleine Unterschied wird von uns als
angenehm empfunden, was auch Marlies und Günther einstimmig
bestätigen.
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Da
Lebensmittelengpässe momentan sehr stark die Landbevölkerung
betreffen, haben wir einen Einkauf von 370 kg Lebensmittelhilfsgüter
für unsere Schule organisiert. |
Dank
Sophie kann das alles beim Großhändler recht zügig
abgewickelt werden.
So
müssen die Kinder in den nächsten Tagen nicht immer das
dröge Einheitsessen (Mais mit Bohnen) aus dem World Food Programm
essen. Reis und Erbsen sind bestimmt eine willkommene Abwechselung
für die mehr als 1000 Schülerinnen und Schüler.
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Die
B8, die Straße nach Norden, ist nach dem verheerenden Regen,
der sich noch bis Mitte Februar in der Küstenregion ergossen
hat, wochenlang nicht befahrbar gewesen.
Das 500 Meter lange Teilstück, welches von den starken Wassermassen
einfach fortgespült wurde, ist wieder repariert und der Verkehr
wird nun über eine neue Stahlbrücke geführt. |
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Allerdings
ist die im Streckenverlauf später folgende Naturstraße
in einem extrem jämmerlichen Zustand.
Die
Rillen und Furchen dieses Teilstücks bis nach Hola zwingen
uns zu langsamer Fahrt, die streckenweise in Schritttempo übergeht.
Wir
sind ja schon so einiges von den afrikanischen Straßen gewöhnt,
aber so einen miserablen Zustand, haben wir auf dieser Strecke noch
nicht erlebt. Das kostet Zeit. |
Die
wie schon im letzten Bericht erwähnten Brückenbauarbeiten
sind allerdings immer noch nicht ganz abgeschlossen und so werden
bei den nächsten starken Regenfällen die bekannten Schwierigkeiten
erneut auftreten. |
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Aber
in Sachen Straßenbau Richtung Hola bewegt sich etwas, wenn
auch langsam.
In
einigen Jahren wird man bestimmt auch hier über eine Asphaltstraße
schnurren können und wenn die Brücken standhalten, wird
auch Regen hier kein Thema mehr sein. |
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Endlich
angekommen
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Nach
fast 7 Stunden, so lange waren wir noch nie unterwegs, erreichen
wir unser Ziel in Hola.
Die
Zimmerfrage ist geklärt, aber erst müssen wieder alle
begrüßt werden und natürlich unser Gepäck in
den Raum gebracht werden. Wir sind geschafft und wollen uns einfach
nur ausruhen, aber unsere Gastgeber lassen uns noch nicht in Ruhe.
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So
viele Fragen und wie kann es anders sein: Blablabla. So langsam
haben sie verstanden und wir ziehen uns nun zu einer Ruhepause zurück.
Doch bevor wir uns ausruhen müssen wir erst noch unser Zimmer
einigermaßen wohnlich einrichten, wenn man das unter diesen
Umständen überhaupt erwähnen darf.
Jetzt
aber schnell ein bisschen „Augenpflege“. Etwas später
klopft jemand an unsere Tür und wir werden zum Essen gerufen.
Das
Dinner heute Abend besteht aus Pokomohühnchen mit schmackhafter
Soße und Kartoffelchips. Als Gemüse wird Sukumawiki serviert,
eine etwas härterer Variante des Spinats. Wie immer wird alles
sehr lecker von Lina unserer Gastgeberin unter für uns unvorstellbaren
Bedingungen zubereitet, betont Marlies.
Es
ist mittlerweile stockdunkel und wir bereiten uns auf das afrikanische
Nachtleben vor. Das heißt Taschenlampe und Klappmesser am
Gürtel tragen sowie Moskitoprophylaxe für die nächsten
Stunden. Da auch abends die Temperaturen sich nicht wesentlich vom
Tage unterscheiden (+38°C), schlägt Günther vor, dass
wir uns nun im Ort ein relativ kühles Bier in der einzigen
Kneipe mit Kühlschrank genehmigen. |
Shaibu,
unser privater Wachmann, begleitet uns mit seinem Karabiner sogar
bis in die Kneipe. Er meint: „sicher ist sicher“.
Denn
auch hier, wie überall im Lande, ist die Kriminalität
angestiegen und damit erhöht sich das Sicherheitsrisiko. Nach
zwei, drei Bierchen begeben wir uns in unser Zimmer und schlafen
sofort ein. Lala salama.
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Zur Schule |
Die
ersten Vögel wecken uns schon kurz nach vier Uhr und es ist
noch stockdunkel. Noch einmal umdrehen und wieder einschlafen klappt
nicht wirklich.
Wirre
Träume, an die man sich nach dem Aufwachen kaum noch erinnern
kann, überbrücken die Zeit bis zum Morgengrauen.
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Nach
dem Frühstück begeben wir uns zur Schule, um das frisch
gewählte Schulkomitee kennen zu lernen
Das
neue Gremium ist hoch motiviert und wir hören den Ausführungen
ihres Sprechers, der auch zugleich der neue Chairman ist, intensiv
zu.
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Anschließend
folgt die obligatorische Gebäudeinspektion. Die Punkte der
Mängelliste des letzten Besuchs sind so gut wie abgearbeitet
und wir finden keine wesentlichen Beanstandungen vor.
Nach
wie vor ist das regelmäßige Reinigen des Schulhofes ein
immerwährendes Problem, welches wir aber auch hier erneut zur
Sprache bringen und ebenso unser Missfallen darüber äußern.
Wie immer verspricht der Schulleiter sich verstärkt zu bemühen,
dieses abzustellen.
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Auf
unserem Rundgang stellen wir allerdings anfängliche Erosionsschäden
fest.
Diese
werden an den Fundamenten der Stützsäulen für das
Dach sowie auch an anderen Gebäudeteilen nach und nach sichtbar.
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Da
die Schule in einem halbwüstenähnlichen Gelände steht,
haben Regen und Wind jede Menge Erdreich abgetragen und im Laufe
der Jahre ganze Arbeit geleistet.
Deswegen
haben wir hier erst einmal eine Sanierungsmaßnahme eingeleitet,
um diesen Erosionsschäden vorzubeugen. |
An
der Schulküche treffen wir Fatuma und Hadijha, diese Frauen
kochen hier schon seit Anfang an für die Schulkinder.
Drei
große Feuerstellen mit riesigen Töpfen befinden sich
momentan in diesem dunklen Küchenraum.
Ich
kann mich noch gut daran erinnern, dass hier am Anfang nur eine
Feuerstelle existierte. |
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Hier
laden wir nun die Lebensmittelhilfe ab und sie freuen sich schon
darauf, mal etwas anderes zu kochen, als immer nur Bohnen mit Mais.
Es
dauert ca. 4 Stunden, bis der Reis mit den Erbsen für 1000
Kinder fertig ist. Bei dieser schweißtreibenden
Arbeit schaffen
sie das immer noch und sie können trotzdem noch lachen.
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Nun
steht ein Treffen mit dem Schulkomitee an, das ein Meeting mit den
Eltern organisiert hat. Es ist es sehr heiß und Marlies, Günther
und ich könnten wirklich eine kühle Brise gebrauchen,
denn der Schweiß quillt uns aus allen Poren.
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Das
Klassenzimmer ist bis zum Bersten voll mit bunt gekleideten Menschen.
Die,
die keinen Platz gefunden haben, stehen außen an den Fenstern,
um der Versammlung beiwohnen zu können.
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Als wir Drei am Eingang erscheinen empfängt uns eine freundliche
emotionsgeladene Menschenmenge mit spontanen Begrüßungsgesängen.
Wir erleben positive Gänsehautathmosphäre!
Es
ist unbeschreiblich. Wie in Zeitlupe begeben wir uns auf unsere
Plätze direkt rechts neben das Schulgremium. An der anderen
Seite werden wir vom Town Chief und offiziellen Beamten einiger
lokaler Behörden eingerahmt.
An
diesem „Elternsprechtag“ berichtet das neue Schulkomitee
noch einmal über seine juristischen Schritte, Erfolge und Vorgehensweise
in Sachen Grenzstreitigkeiten. |
Ebenso
wird noch einmal über die aktuelle Lage der gerichtlichen Auseinandersetzung
in Sachen illegal errichteter Lehmhütten auf dem Schulgrundstück
berichtet.
Da
mit den Eindringlingen keine gütliche Einigung erzielt werden
konnte, steht die gerichtliche Ausweisung also kurz bevor.
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Nun
werden wir gebeten unsere weiteren Pläne und Maßnahmen
zu erläutern. Wie immer spreche ich hier Englisch und John
Duko übersetzt das Ganze dann ins Pokomo, denn die Eltern hier
sprechen so gut wie kein Englisch.
In
dem Zusammenhang können wir eine Zusage für die momentan
defekten und noch fehlenden Schulbänke machen sowie neue Tische
und Stühle für das Lehrerzimmer bestellen. |
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Wir
erklären den Eltern, die Bedeutung der Sanierungsmaßnahme
zur Erhaltung der Bausubstanz und dass nur dadurch diese Schule
in Zukunft Bestand haben kann.
Weiterhin
teilen wir mit, dass der Weiterbau von Klassenräumen dadurch
nicht beeinträchtigt wird, was mit riesigem Applaus begrüßt
wird. |
Es
wird immer heißer in dem prall gefüllten Klassenraum
und die Menschen fächern wie wild mit ihren bunten Tüchern,
um wenigsten etwas Zugluft zu erzeugen.
Nachdem
alle wichtigen Redner zu Wort gekommen sind, es wurden auch Fragen
aus der Elternschaft gestellt, wird die Versammlung nach etwa eineinhalb
Stunden geschlossen. |
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Trotz
der Hitze lassen sich die Pokomos nicht nehmen, für uns Abschiedsgesänge
zu intonieren und wollten natürlich wieder jedem von uns die
Hand schütteln, was wir dieses Mal geschickt vermeiden konnten.
Endlich
draußen weht ein leichter Wind und wir genießen die
sanfte Brise.
Später
treffen wir Madam Guyato, die Leiterin der Traditional Dance Group.
Sie
berichtet uns stolz, dass ihr Team bei den letzten Landesmeisterschaften
einen ersten Preis gewonnen hat. |
Die
Fußballteams der Hola Mission Boys, eine der aufsteigenden
Fußballmannschaften in Kenia, erhalten von uns Fußbälle
und Trikots.
Dafür
zeigen sie uns ein wenig von ihrem fußballerischen Können
in einem kurzen Spiel. |
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Jetzt
noch den Besuch im Distrikt Krankenhaus, wo wir dem Dienst habende
Arzt, jede Menge Verbandsmaterial sowie Spritzen und Kanülen
aus Deutschland übergeben.
Auch
die medizinische Kleingeräte der Fa. Heine sind hier mit großer
Freude und Dankbarkeit entgegen genommen worden. |
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Schade,
wie immer vergeht die Zeit in Hola viel zu schnell und wir haben hier
noch so viel zu erledigen. |