Tarikih unterwegs (15)

Herbst-Hilfsaktion 2009

Fahrt nach Hola

In den letzten Tagen hat es kräftig im Hinterland von Malindi geregnet und ich frage mich eigentlich ob schon wieder Regenzeit ist. Natürlich nicht, allerdings ist aber auch hier die so genannte „Globale Erderwärmung“ zu verspüren. Die Regenfälle kommen immer unkontrollierter und der kenianische Wetterdienst warnt ständig vor Dürreperioden sowohl als auch vor heftigen Regenfällen und Überflutungen.

Das ist verrückt. Die Staudämme sind fast leer und in einigen Teilen der Nation muss Wasser sogar rationiert werden, wie z. B. in Nairobi. Das schreckt mich aber nicht ab, die immer wieder abenteuerliche Tour nach Hola durchzuführen.

Auch habe ich in Malindi ein brauchbares Reinigungsmittel für die Mädchentoiletten kaufen können. Damit wird unser Toilettenmann wohl seine helle Freude haben. Bin mal gespannt.

Es ist nicht das erste Mal, dass ich diese Strecke alleine fahre und so mache ich mich mit dem erforderlichen Gepäck sowie Trinkwasser und Lebensmittel auf den Weg.

Hola Reisegepäck

Bei den Straßenbauarbeiten hat sich immer noch nicht viel getan. Auf dem Weg nach Hola befinden sich zwei sensible Streckenabschnitte und zwar bei Mnazini und bei Baomo.

An diesen Stellen ist die Piste bei Regen unpassierbar. Aber ich staune nicht schlecht, denn zurzeit entstehen hier Betonkonstruktionen, die diese saisonalen Wasserlöcher entschärfen sollen.

Bin mal gespannt, wann diese Überführungen fertig sind. Das wäre eine enorme Erleichterung für den gesamten Verkehr, der in Richtung Norden und umgekehrt dann auch während der Regenzeiten diese Strecke nutzen kann und das tagelange warten im Busch auf trockenes Wetter hätte dann ein Ende.

Die Trockenheit hat allerdings auch hier Spuren hinterlassen.

Tierkadaver liegen rechts und links der Piste.

Meist sind es verdurstete Rinder.

Verdurstetes Rind

An dem einzigen Wasserloch auf den letzten 100 Kilometern bis Hola stehen große Tierherden.

Schafe, Ziegen, Rinder und Esel.

Viehherden am Wasserloch

Dort haben sich auch die Besitzer niedergelassen.

Die Nomaden baden dort, waschen Wäsche und füllen ihre Wasserbehälter auf,

Nomaden am Wasserloch
....um später mit ihren Tieren weiter zu ziehen.
Bepackter Esel

Zum Glück ist die Straße trocken und gut passable und so erreiche ich Hola in weniger als viereinhalb Stunden.

Wie immer ist John nicht da und ich begrüße den Rest der Familie.

Gute Straße

Mein Zimmer muss wie immer erst noch hergerichtet werden.

Pole pole mos mos. Das ist ja ganz normal hier.

Aber wir bringen das Gepäck schon mal hinein.

Gepäck im Zimmer

Jetzt kommt John und er freut sich sehr, mich zu sehen.

Da auch hier zurzeit Ferien sind, bitte ich ihn, ein Meeting für den nächsten Tag mit dem Headmaster zu organisieren.

Schöne Ferien

John erzählt mir, dass der Headmaster Ali Ade auf Reisen sei und ich mit den Deputies vorlieb nehmen muss.

Kein Problem sage ich, lass uns morgen um 12 Uhr treffen und auch ein paar Schülerinnen und Schüler dazu holen.

Shaibu, unser Mann für alle Fälle, wird beauftragt, alle Beteiligten für morgen zum Termin einzuladen.

Am nächsten Tag mache ich einen Spaziergang zum Fluss. So einen niedrigen Wasserstand habe ich noch nicht gesehen.

Das wenige rotbraune Wasser schlängelt sich an riesigen Sandbänken vorbei.

Wenn man nicht von den Krokodilen wüsste, könnte man einfach hinüber zum anderen Ufer spazieren.

Deswegen fährt die Einbaumfähre die Menschen immer noch hin und her.

trockener Tana

Doch nun zurück zu meinem Auftrag. John, Shaibu und ich begeben uns zum Schulbüro und treffen dort Alfelt Komora und Maria Biziko.

Die Beiden repräsentieren die Schulleitung während der Abwesenheit des Schulleiters.

Jetzt fehlen nur noch die Schülerinnen und Schüler. Da kommen sie ja.

Schule Ostseite

Übergabe

Nach ein paar Grußworten und guten Wünschen übergebe ich nun den 12ten Klassenraum offiziell im Namen der Hinseler Schule, der Partnerschule aus Essen, an die Gemeinde Laza.

Der Bau dieses Klassenzimmers wurde durch einen Sponsorenlauf, den die Schülerinnen und Schüler im Frühjahr durchführten, ermöglicht.

Die anwesenden Schulrepräsentanten und einige Schülerinnen und Schüler übernehmen den Klassenraum mit großer Freude und Dankbarkeit und ein kleines Schild soll uns an die deutsch-kenianische Freundschaft und an die Übergabe erinnern.

Uebergabe 12ter Klassenraum

Schulpatron John Duko, Alfelt Komora und Maria Biziko von der Schulleitung sowie einige Schülerinnen und Schüler freuen sich über das Geschenk aus Deutschland.

Anschließend führen wir noch eine Objektbegehung durch und überprüfen die Mängelpunkte unseres letzten Besuches.

Erstaunlicherweise sind wesentliche Punkte dieser Liste erledigt und nicht mehr zu beanstanden.

Nun nehmen wir uns das neue Reinigungsmittel vor. Shaibu holt sein Handwerkszeug und wir begeben uns zu den Mädchentoiletten.

Mit Handschuhen und Gummistiefel wird das Mittel laut Dosierungsvorschrift eingesetzt und wir testen es in einer der stark verschmutzen Toilettenkammern.

Nach etwas Einwirkzeit beginnt sofort die chemische Reaktion und wir sind begeistert von dem ersten Ergebnis. So bekommen wir endlich die Stinkerei in den Griff.

Dennoch müssen wir überlegen, wie wir nicht mit einem neuen Estrich etwas Gefälle die Reinigungsflüssigkeit und das Spülwasser in die Toilettenlöcher leiten können.

Anschließend bestellen wir die noch fehlenden Schulmöbel und erläutern unsere weiteren Pläne für den Ausbau der Schule.

German Agro Action

Auf unserem letzten Besuch vor 6 Monaten hörten wir von einer NGO die sich um die Wasserversorgung/Speicherung und momentan im Tana River Gebiet entlang des Flusses einige Projekte durchführt.

Auch hörten wir, dass dort Schulen mit einem speziellen Wasserauffangsystem und mit Großen Wassertanks ausgestattet werden. Das alles erzählte uns der Headmaster Ali Ade. Auch dass die Kosten für diese Projekte zum größten Teil von dieser NGO finanziert werden. Wenn das so ist, können wir evtl. bald an unsere so ersehnten Wasserspeicher kommen.

Also mache ich mich auf den Weg, um diese NGO zu kontaktieren. Auf der Strecke Hola / Wenje steht ein Schild mit dem Namen dieser NGO. „German Agro Action“ In einem in der Nähe des Schildes stehenden Gebäude frage ich nach dieser Organisation. Die Antwort kommt nicht überzeugend aber das Büro soll in einer Missionsstation kurz vor Wenje sein.

Meine Nachfrage an dieser Missionsstation ergibt, dass das Büro in Wenje sei. Auch dort kann mir keiner weiterhelfen aber wir bekommen eine Telefonnummer.

Nach einem Anruf dorthin stellt sich heraus, dass German Agro Action seit kurzem ein Büro in Hola hat. Sofort vereinbare ich einen Termin und werde auch kurzfristig empfangen.

Die German Agro Action ist eine Unterorganisation der Welthungerhilfe und kümmert sich um die Wasserversorgung in abgelegenen Gebieten. So wurden im Tana River Distrikt schon mehrere Schulen mit Wasserauffangsystemen versorgt und einige Dörfer mit so genannten „shallow wells“ versorgt.

Das Büro der NGO liegt außerhalb, so etwa zwischen Highway B8 und Stadtmitte.

Nach einem aufschlussreichen Gespräch mit der kenianischen Sektetärin, denn der Projektleiter ist momentan noch in Mombasa und wird morgen oder übermorgen zurückerwartet, kann ich so einiges über die Arbeit von German Agro Action erfahren.

Wir tauschen Telefonnummern aus und mir wurde versprochen, dass sich der Projektleiter bei mir meldet, sobald er in Hola ist. Nur sind meine Tage hier auch gezählt und ich hoffe, dass er noch vor meiner Abreise eintrifft.

Tatsächlich, am Morgen meiner Abreise, ich verabschiede mich gerade von der Schulleitung, erhalte ich den Anruf und begebe mich direkt zum NGO Büro.

Nach kurzem gegenseitigem Vorstellen, der Projektingenieur ist ein Deutscher, der schon seit zwanzig Jahren in Kenia lebt, kommen wir zum Thema. Allerdings ist aber die Story mit der 70:30 Finanzierung laut Aussage des Schulleiters nicht war.

Ich erfahre, dass die Laza Primary School aufgrund der Nähe zum Fluss nicht auf der Liste der zu unterstützenden Schulen steht. Dann erzähle ich von unseren weiteren Plänen mit der Schulküche und auch vom Schulgarten. Da unsere Schule die Größte im gesamten Distrikt ist, klärt sich der Projektleiter bereit, nochmals zu prüfen, in wie weit für die Gemeinde in Laza eine Hilfeleistung möglich ist.

Wir werden weiterhin in Kontakt bleiben.

Maschendrahtzaun

Da ist noch das alte Thema mit dem Zaun. Der Headmaster hätte gerne einen Zaun um das Schulgelände, damit das Schulgrundstück nicht immer als Abkürzung durch Fußgänger und vorsichtig ausgedrückt, von Leuten genutzt wird, die hier nichts zu suchen haben.

Leider gestaltet sich das Zaunprojekt als schwierig. Den Maschendrahtzaun, den wir geplant haben, können wir vergessen. Mehrere, sogar auch öffentliche Einrichtungen haben mit Maschendrahtzäunen schlechte Erfahrungen gemacht.

Des Nachts kamen Diebe und entfernten den Maschendraht restlos und so müssen wir befürchten, dass auch unser Zaun Beine bekommen könnte.

Deswegen müssen wir einen Zaun bauen, den man nicht forttragen kann, also eine richtige Steinmauer. Das sind natürlich wieder ganz neue Aspekte, die wir bei der Planung berücksichtigen müssen.

Auch bestehen noch einige Grenzstreitigkeiten, die allerdings nach Aussage der Schulleitung bald gelöst sein sollen.

Es gibt noch so viel zu klären und zu erledigen, aber momentan kann ich hier nichts mehr tun und so verabschiede ich mich von unseren Partnern und Freunden und lasse Hola hinter mich.

Ein besonderes Dankeschön an alle die uns unterstützen. Asante sana!

Kwaheri. Bis zum nächsten Mal.

Roland Ströder


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