Tarikih unterwegs (14)

Frühjahrs-Hilfsaktion 2009

Bedingt durch die hohe Luftfeuchtigkeit von 98% kann man an der Küste den üppigen Pflanzenwuchs mit sattem Grün und prachtvollen Blüten bewundern und genießen.

Man kann sich gar nicht vorstellen, dass schon nach nur 10 Kilometern auf der Tsavo Road in Richtung Osten ein ganz anderes Klima herrscht. Es ist sehr heiß und trocken.

Eigentlich ganz normal zu dieser Jahreszeit.

Geregnet hat es hier schon lange nicht mehr und der afrikanische Urwald ist hier durchsichtig geworden.

An vielen Bäumen und Büschen hängt an den vertrockneten Zweigen nur noch welkes Laub, wenn überhaupt.

Trockener Busch

Wenn es hier in den nächsten Wochen nicht regnet, werden viele Pflanzen vertrocknen. Die Naturstraße staubt ohne Ende und wenn immer ein Fahrzeug vorüber rollt, halten sich die Fußgänger Tücher vors Gesicht, um den feinen Staub nicht einatmen zu müssen.

Ich habe noch ein paar Tage Zeit, bis Marlies und Günther in Kenia eintreffen und so kann ich ganz entspannt den Transport nach Hola organisieren.

Die Zwei sind mittlerweile in Malindi eingetroffen. Pünktlich wie vereinbart kommt „Katze“ (Kazungu), um uns abzuholen. Wir beladen das Fahrzeug mit dem Notwendigsten, dann tanken wir voll und ab geht es auf der B 8 nach Norden.

Die Fahrt auf der Teerstraße verläuft ohne Probleme. Wir sind an der Distriktgrenze, die meisten Soldaten kennen mich dort, aber heute habe ich kein bekanntes Gesicht gesehen und einer der Offiziere will die Preise für den bewaffneten Begleitschutz anheben, was ich aber nicht akzeptiere, da die Tagegelder von der Regierung festgelegt sind.

Netter Versuch, hätte ja klappen können?

Teerstraßße B 8

Unser Begleitschutz kommt und mit den zwei Bewaffneten im Fahrzeug geht nun unsere Fahrt weiter in Richtung Hola.

Kilometer um Kilometer preschen wir über die alte Asphaltstraße. "Katze" muss oft abbremsen, um riesigen Schlaglöchern auszuweichen. Dann ist die Teerstraße zu Ende.

Nun kommen noch knapp 90 Kilometer Hoppelpiste.

Die Murramtrasse (Schotter) endet auch bald und verwandelt sich in eine von den großen LKW-Reifen tief zerfurchte, wellige zum Glück trockene Lehmstraße.

Ein normales Fahrzeug hat hier keine Chance durchzukommen.

Lehmpiste

Seltsam, bis jetzt haben wir kein einziges Tier gesehen. Auf vorangegangen Fahrten gab es immer wieder Wildtiere, die in den Büschen am Straßenrand stehen oder die Straße überqueren. Noch nicht mal Vögel lassen sich heute blicken. Doch da, zwei Hornbills (Nashornvögel) überfliegen die Fahrbahn.

Das war es dann aber auch und bis Hola gab es weiter nichts Besonderes zu sehen.

Außer, dass kurz vor Hola ein paar riesige Baumaschinen angefangen haben, die Straße zu ebnen und Fahrbahntrassen anzulegen. Es tut sich was in Sachen Straßenbau.

Aber wir sind nicht wirklich davon überzeugt, dass das in absehbarer Zeit erledigt sein kann. Seit 20 Jahren arbeiten die schon an dieser Straße und bis heute ist nicht viel passiert.

Nach rund 5 Stunden (guter Durchschnitt) erreichen wir Hola und fahren direkt zur Schule.

Wir bemerken dort Aktivitäten, die wir uns mal näher ansehen. Ich erkenne ein paar Gesichter, es sind Lehrer hier von der Laza Primary School. Diese begrüßen wir zuerst und dabei wird uns der neue Headmaster vorgestellt. Wir haben nicht gewusst, dass die Schulleitung gewechselt hat.

Er erklärt uns, dass gerade die defekten Schulbänke aus den Klassenräumen aussortiert werden und falls soweit noch reparierbar, diese zum Schreiner gebracht werden sollen.

Wir vereinbaren mit dem neuen Headmaster einen Besprechungstermin und setzen unsere Fahrt weiter, zu John Duko dem Schoolpatron, wo wir die nächsten Tage zu Gast sein werden.

Die übliche herzliche Begrüßung und wie immer ist das Zimmer noch nicht fertig und John Duko auch nicht anwesend.

Wir bekommen eine warme Cola und sitzen im Wohnzimmer.

Zwischenzeitlich wird unser Raum hergerichtet und auch John Duko trifft ein. Es gibt viel zu erzählen.


Im Innenhof stehen Kanister, die zweimal in der Woche mit Wasser gefüllt werden.

Nun beziehen wir unser Zimmer. Eingang links im Bild.

Marlies und Günther sind das erste Mal hier und so zeige ich ihnen das Haus mit allem Wichtigen, was man so wissen muss.

Wir ruhen uns etwas aus, denn der Abend kommt schnell.

Moskitonetze müssen wir noch kaufen. Danach werden diese von uns montiert, denn erst dann ist unsere Herberge komplett. Lala Salama.

Hier ist es noch wärmer als in Malindi und der Schweiß rinnt uns aus allen Poren.

Das Meeting mit dem neuen Headmaster Mr. Ali Ade beginnt um neun und wir sind pünktlich an der Schule. Auch das neue Schulgremium, angeblich von den Eltern gewählt, ist dazu eingeladen.
Nur der Vorsitzende war anwesend und bat uns, doch etwas zu warten. Eine zweite Person kommt hinzu.

Wir geben ihnen noch eine halbe Stunde und fangen dann an. Scheint die anderen Herren ja nicht besonders zu interessieren, was Tarikih zu sagen hat?


Wir stellen uns noch einmal gegenseitig vor und der neue Headmaster erläutert kurz die Situation der Schule und wir erfahren, dass er erst seit 2 Wochen im Amt ist.

Seine Vorgängerin Mary Martin hat allerdings noch nicht alle Unterlagen übergeben, deswegen ist er noch nicht voll im Thema.

Danach beginnen wir mit einem Rundgang, der so genannten Gebäudeinspektion.

Wir kontrollieren zuerst die Toilettenhäuser. Besonders die Mädchentoiletten stinken im wahrsten Sinne des Wortes zum Himmel.

Der Hausmeister unter der ehemaligen Schulleiterin hat dieses nicht in den Griff bekommen. Da kam uns eine Idee, aber davon später.

Dann besichtigen wir den Schulhof, die Außenwände und das Vordach mit den Stützrohren sowie die Türen und Fenster.

Die alten Toilettengruben müssen noch gesichert, Stolperfallen auf dem Schulhof entfernt und kleinere Reparaturarbeiten durchgeführt werden.

Am Schulgebäude selbst haben wir keine wesentlichen Beanstandungen.

Am Ende des elften Klassenzimmers angekommen, stellen wir uns schon den fertigen zwölften Schulraum vor, der hier rechts wie geplant angesetzt werden soll.

Hier muss allerdings erst noch der Baugrund vorbereitet werden. Das heißt Gebüsch muss gerodet werden und dafür gibt es schon freiwillige Helfer aus der Gemeinde.

Auch das Problem der Flüchtlinge auf dem Schulhof ist immer noch nicht erledigt.

Durch den Weiterbau werden die Schwierigkeiten allerdings größer, aber John Duko ist zuversichtlich, die Zwangsräumung bald veranlassen zu können. Notfalls auch mit Polizeigewalt.

Bestimmt kein leichter Job.


Wir sind immer noch beim Rundgang und gerade als wir erneut vom zwölften Klassenraum sprechen, hat der Vorsitzende des Schulkomitees plötzlich Einwände und hätte gerne die nächsten Klassenräume an einer anderen Stelle errichtet. Mit einer plausiblen Begründung kommt er nicht so richtig raus, deswegen können wir das momentan so nicht nachvollziehen. Nach kurzer Diskussion haben wir den Eindruck, dass er die alten genehmigten Pläne verändern möchte.

Da wir schon im Vorfeld von den etwas seltsamen Ideen des Gremiums, welche von der ehemaligen Schulleiterin unterstützt werden, gehört haben, war uns klar, dass da irgendetwas im Gange ist.

Wir haben den Eindruck, als wenn dieses Gremium nicht mit den Eltern zusammenarbeitet, was sich dann später auch herausstellt. Der neue Headmaster Mr. Ali organisiert für den nächsten Tag ein Meeting mit den Eltern, dem Komitee und uns.

Der Raum ist voll besetzt. 95% Mütter. Nach der Begrüßung durch Mr. Ali Ade und einer gegenseitigen Vorstellung erteilt er das Wort an den Sprecher des Komitees.

Dieser erläutert die Vorstellungen und Änderungspläne und stellt die Anträge an Tarikih. Ein Sprecher der Eltern lehnt daraufhin die Vorschläge des Gremiums ab. Wir unterbrechen die Sitzung, um uns zu beraten.

Nach einer halben Stunde sprechen wir zu den Eltern, erläutern unsere Pläne und zeigen unser weiteres Vorgehen auf, welches mit großer Begeisterung und anhaltendem Beifall begrüßt wird.

Am Ende der Versammlung kommen alle Anwesenden zu uns, bedanken sich persönlich und schütteln uns ausgiebig die Hände.

Wir unternehmen einen Rundgang durch die Klassenzimmer während des Schulbetriebs.

Einige Kinder verstecken sich hinter Büchern oder Mitschülern, sie wollen nicht fotografiert werden.

Auch das gibt es noch im modernen Afrika.

Ein Besuch an der alten Schulküche zeigt uns, dass nun 3 riesige Kochstellen zur Versorgung der Kinder mit einer warmen Malzeit täglich bereitstehen.

Hier zwei der drei Kochstellen.

Kaum vorstellbar, dass hier unter diesen Umständen täglich eintausend Kinder mit einer warmen Malzeit versorgt werden.

Nun noch mal zurück zum Thema Toilettenhäuser. Da wir festgestellt haben, dass die Schule mit der Pflege und Wartung der Toiletten überlastet ist, haben wir dafür eine eigene Planstelle geschaffen. Die Schule ist nun nicht mehr für die Reinigung verantwortlich.

Mit der Pflege und Wartung haben wir nun eine externe Person beauftragt. Diese hat täglich die Toilettenräume mit Wasser zu reinigen. Der Auftrag gilt für ein halbes Jahr.

Auch die Lehrer sind angewiesen, ihren Schülerinnen und Schülern die richtige Benutzung der sanitären Anlagen beizubringen.

Was daraus wird, werden wir in einem halben Jahr sehen.

Es sind eben andere Umstände hier in Afrika, ganz besonders auf dem Land und man kann hier wirklich nicht mit unseren Maßstäben messen.

Trotzdem sind wir mit unserem Projekt wieder ein großes Stück weiter gekommen.

 

Ein besonderes Dankeschön an alle die uns unterstützen. Asante sana!


Kwaheri

Roland Ströder


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